So ist das Läufer Leben, jeder Lauf hat seine eigenen Gesetze. Man muss sie nur richtig anwenden. Das ist die Lehre aus dem heutigen Lauf.
Vorgenommen hatte ich mir, um 6:00 Uhr am Sportplatz in Sibbesse zu starten, die Runde 3 und 4 zu laufen.
Aber schon die Nacht wurde unruhig. Bis 2:00 Uhr wälzte ich mich im Bett hin und her, bloß nicht die Zeit verpassen. Und was passiert ? Als es soweit ist um aufzustehen, da schlafe ich tief und fest. Um 5:30 schrecke ich hoch, Mist, zu spät. Also schnell raus aus den Federn und angezogen. Die Laufschuhe noch und dann kann es losgehen.
Aber was ist das?? Ich passe nicht in die Trail Schuhe. Sie sitzen mir viel zu eng. Da kann ich so nicht mit laufen. Komisch, am frühen Morgen schon so dicke Füße. Das macht mich stutzig. Also nehme ich die breiteren Straßenschuhe, sollen ja auch hauptsächlich gut zu laufende Wanderwege sein.
Laufsachen liegen schon fertig gepackt im Auto und um 6:00 Uhr fahre ich los. Unterwegs ein trockenes Brötchen und einen leckeren Apfel gefuttert.
Das Wetter sieht nicht besonders aus, aber laufen kann man ja bei jeden Wetter.
Um 7:30 Uhr bin ich am Sportplatz und starte zur ersten Runde. Der Himmel droht mit Regen. Egal, das kann mich nicht beeindrucken.
Erleichtert geht es weiter. Immer noch mit dem kräftigen Gegenwind kämpfend, komme ich langsam voran.
Noch ist die Aussicht ringsum frei. Eine wirklich schöne Landschaft hier, die von allen etwas zu bieten hat.
Aber der Himmel droht, es wird bestimmt noch Regen geben.
Die Wege sind nass und glitschig. Unter den Sohlen bilden sich richtige Lehmberge. Was ist besser, im Lehm zu laufen oder im Gras. Das Gras ist nass. Von oben ist es noch trocken. Nasse Füße holen im Gras? Ich laufe auf dem Mittelstreifen im Gras weiter. Das ist mir lieber als alle 10 m die Plaggen von den Schuhen zu streifen.
Meine Spuren im Matsch.
In der Ferne taucht Nienstedt auf. Und wieder kneift es im Bauch, noch einmal in die Büsche. Das nimmt ja unbekannte Formen an. Egal, weiter. Diese herrliche Landschaft, da abzubrechen und umzukehren, das bringe ich nicht übers Herz. Also noch verhaltener weiterlaufen und das Umfeld genießen.
Eine herrliche Idylle. Und die Sonne lacht auch gerade einmal.
Der "Ortseingang von Nienstedt".
Da links führt die Strecke weiter. Von Ferne hab ich schon den Kirchturm gesehen und nun muss ich mir diese schöne kleine Kirche erst einmal aus der Nähe ansehen.
Alles ist schön sauber und ordentlich gepflegt. Das fällt mir hier besonders auf, das jedes Dorf wirklich seine eigene Kirche hat, selbst wenn es noch so klein ist.
Mit dem Zoom rangeholt, da muss ich hin.
Der nächste Etappenort. Eitzum. Und wieder quält mich der Magen. Wieder ab in die Büsche. So langsam merke ich, das es heute nicht mein Tag ist. Trotzdem erfreue ich mich an dieser Landschaft, kein Gedanke an Umkehr. In Eitzum ist von der Streckenmarkierung nicht mehr viel zu sehen. Aber ich hab ja meine Karte. Mache aber trotzdem erst noch einen kleinen Umweg, um mir auch diese Kirche etwas genauer anzusehen. Mich treibt ja keiner. Und hier komme ich auch mit den ersten Menschen in Kontakt. Sie wundern sich, wo ich denn hin will und das so ausgerüstet mit Rucksack und Karten in der Hand. Ich erkläre ihnen mein Ziel und erzähle von dem Lauf, der hier stattfinden soll. Sie können nicht begreifen, das so etwas möglich ist. Aber am Tag X wollen sie mit Wasserstellen den Lauf unterstützen. Das würde mich ja freuen. Freundschaftlich trennen sich unsere Wege.
Dank der guten Karte finde ich auch auf Anhieb den Einstieg in den Berg. Neben der L 482 verläuft ein herrlicher Feldweg mit wunderbarer Aussicht nach Barfelde.
Der Ortsrand von Barfelde.
Was für eine Überraschung, ein Wachhaus mit vorgesetzter Kanone. Da muß ich aber ersteinmal in der Geschichte forschen. Gleich rechts und dann am Friedhof links vorbei, geht es nun hoch in den Hildesheimer Wald. Allen, die diese Runde als leicht und locker einschätzen, rate ich, schnell ihre Meinung zu ändern. Der Anstieg, der sich nun bis zur Bahnunterführung hinzieht, der hat es in sich. Man darf nicht abschalten, sondern muss dabei auch noch genau auf die Wegweiser achten, sonst hat man sich schnell verlaufen.
Der Anstieg zum Hildesheimer Wald.
Mangelware, die Hinweisschilder
Trotzdem bin ich dreimal verkehrt gelaufen, habe es aber dann doch immer sehr schnell bemerkt. Aber ich finde immer mehr Gefallen daran, nur nach Karte zu laufen.
Ein Relikt aus besseren Zeiten. Damals, als die Bahnstrecke gebaut wurde, hat man dieses kleine Flüsschen mit einer wunderschönen Brücke aus Steinblöcken versehen.
Das ist die ICE-Strecke. Die meisten Höhenmeter sind jetzt wohl überwunden. Dachte ich hier noch. Sieben mal war ich nun in den Büschen. Die Kraft schwindet, aber der Wille treibt mich weiter. Notfalls wird gewandert.
Jetzt kommt man wieder in bewohntes Gebiet. Vorbei an einem Baustoffhändler und mehren langen Wohnhäusern, führt der Weg nun nach Diekholzen.
Noch einmal genau auf die Karte schauen, damit ich den richtigen Weg finde.
Ja, ich bin richtig. Die Treppen sind ein eindeutiger Beweis.
Das kleine Flüßchen begleitet mich. Jetzt komme ich bald in den Tosmarberg, der Sportplatz dort ist wieder ein Meilenstein.
Da ist er dann auch endlich. Ich überlege kurz, ob ich nun die Runde um den Tosmarberg laufe, oder umkehre. Die Beine sind zwar schwer, aber ich entschließe mich doch ziemlich schnell, einfach weiter zu laufen. Im Nachhinein ein guter Entschluss, den sonst hätte ich den schönsten Teil der Strecke verpasst.
So führt derWeg weiter. Auch wieder eine nicht enden wollende Steigung. Oder kommt mir das heute nur so vor?
Schöne Wege, nachts bestimmt gut zu laufen.
Endlich geschafft. Der höchste Punkt im Steinberg. Ich bin froh, als ich hier ankomme. Hier bitte nicht rechts rum laufen. Denn dort läuft die gleiche Markierung auf einen anderen Weg. Bin ich auch drauf reingefallen, aber hab es doch schnell gemerkt und bin zeitig wieder umgekehrt.
Nun geht es erst einmal lange bergab. Vier Stunden bin ich nun schon unterwegs, sieben mal in den Büschen gewesen, 74 Bilder geschossen, vom kräftigen Wind durgeschüttelt und nun fängt es auch noch an zu gießen. Wie aus allen Wolken fällt der Regen vom Himmel. Schnell ziehe ich mir die Regenjacke über und dann laufe ich weiter. Genau so schnell wie der Regen kam, so hört er auch wieder auf. Den Rest der Strecke wird sich da auch nichts mehr ändern. Wetter wie im Herbst. Regeschauer und Sonnenschein wechseln sich ständig ab.
Das Forsthaus Söhrer Hof.
Von hier bietet sich wieder ein toller Ausblick.
Diekholzen, 3 km, so steht hier geschrieben. Das sollen drei lange aber auch wunderschöne Kilometer werden. Lang, weil mir doch so langsam die Beine schwer werden. Der Durchfall fordert sein Tribut.
Hier geht es nun wieder auf einen Trail wie es schöner kaum geht. Aber das habe ich hier schon oft gedacht. Trotzdem wird jede Runde noch irgendwo übertroffen.
Bei solch schönen Wegen vergesse ich alle Beschwerden.
Einfach toll, hier zu laufen.
Die Bilder sprechen für sich.
Hohe Tannen.
Laubwälder.
Kaum ein Weg zu erkennen.
Abzweigungen, die volle Konzentration erfordern.
Kein Mensch unterwegs, hier bin ich völlig alleine.
Augen auf, den richtigen Weg finden.
Der Himmel über dem Tosmarberg.
Läuferherz, was willst Du mehr?
Ein Hochgenuß, hier laufen zu dürfen.
Dann plötzlich diese bunte Blumenpracht, da, wo man sie nie vermutet hätte. Bei dem Anblick vergesse ich alle Strapazen, bleibe lange stehen und freue mich.
Weiter auf herrlichen Wegen.
Diekholzen auf der anderen Talseite.
Auf dem Bild nicht zu erkennen, aber der Baumstamm hat einen fast mannshohen Durchmesser. Beeindruckend, wenn man daneben steht. Wenn Du ihn siehst, dann bist Du fast wieder am Sportplatz in Diekholzen.
Ortseingang von Diekholzen. Nun bin ich auf dem Rückweg.
Wieder die Treppen hoch.
Und nun lange bergab. Die Strecke wieder zurück. Immer wieder Wechsel zwischen Sonne und Regenschauern, die auch eisige Kälte mit sich bringen. Kommt die Sonne durch, so wird es gleich wieder mächtig warm. Von hier an beginne ich mich zu quälen, die Kilometer werden länger und länger. Der Speicher im Fotoapparat ist leider voll, aber den Hinweg hab ich ja schon fotografiert. Nun treffe ich auch hin und wieder auf Wanderer, mit denen ich auch immer gleich in Gespräch komme. Nur Läufern bin ich keinen einzigen begegnet.
Der Weg ab Barfelde wird richtig schwer. Der Wind ist doch ziemlich heftig geworden und zu allem Überfluss ist die Trinkblase nun auch schon leer. 2 1/2 Liter Vorrat sind alle. Die Zunge klebt mir am Gaumen. Ich nehme es hin, laufe einfach weiter. Was soll ich auch sonst machen. Die Füße schmerzen, die Straßenschuhe waren keine gute Wahl für diesen Lauf. Aber so viele schöne Eindrücke klingen in mir nach, die nehme ich als Trost. Im Schlapp Schritt lege ich die letzten 8 km zurück. Von Ferne sehe ich schon den goßen neu errichteten Stall, kurz vor dem Sportplatz in Sibbesse. Aber er will nicht näher kommen. Unendlich lang kommt mir der Weg vor. Aber alles hat einmal ein Ende. So auch dieser lauf. Erschöpft lehne ich mich ans Auto. Erstmal eine Flasche Wasser trinken.
Die Runde 4 werde ich nicht mehr laufen. 8:18 Std. hab ich für diese 48,5 km (inclusive Irrläufen ) Runde gebraucht. Dabei hab ich 130 Bilder geschossen und unvergessliche Eindrücke gesammelt. Wenn es stellenweise auch richtige Quälerei war, so möchte ich diesen Lauf nicht missen.