Nachdem ich morgens mit Bonnie noch eine Abschiedsrunde gelaufen hatte, startete ich zur Fahrt nach Eisenach. Nach mal gerade 3 Stunden war ich dann schon dort angekommen. Ich hatte noch Zeit, schon einmal die Jugendherberge aufzusuchen und mich anzumelden. Auch das klappte reibungslos
Dann fuhr ich wieder runter in die Stadt, um Erich Mickler, mein Lauffreund aus dem Salzkammergut, abzuholen. Dessen Zug hatte allerdings etwas Verspätung. So vertrieb ich mir die Wartezeit mit einer Thüringer Rostbratwurst. So gegen 18:00 Uhr kam sein Zug dann an. Wir erkannten uns sofort und der Funke der Lauffreundschaft sprang auch von der virtuellen Welt sofort in die reale Welt über.
Wir fuhren gemeinsam in die Jugendherberge und richteten unsere Zimmer ein.
Die Zimmer waren wirklich klasse renoviert. Selbst der Stuck unter den Decken wurde originalgetreu wieder hergestellt. Ein Lob an den Hausherren. Toll gemacht.
Erich und ich genossen den Abend. Wir beide hatten uns so viel zu erzählen. Wenn zwei solche Menschen wie wir zusammen kommen, dann muß man erzählen, Erfahrungen austauschen. So eine Gelegenheit bietet sich nicht so schnell wieder. Es wurde ein wunderschöner Abend und wir beschlossen, so etwas noch oft zu wiederholen.
Am anderen Morgen liefen wir dann gleich nach dem Frühstück gemeinsam los. Erich hatte sich schon zu Hause im Internet die besten Wege ausgesucht. Und wirklich, was er da ausgekundschaftet hatte, das war schon "Spitze".
Durch die Drachenschlucht, hier der Einstieg.
Die Drachenschlucht ist ein Flussbett, das fast vollständig begehbar ist. Der eigentliche Fluss ist mit Holzstämmen überdeckt, wo man drauf lang wandert.
Hier sieht man, wie es immer enger wird.
Einfach herrlich hier. Wer einmal in Eisenach an der Wartburg ist, der sollte sich das nicht entgehen lassen und die Drachenschlucht besuchen.
Der Ausgang der Drachenschlucht. Im lockeren Laufschritt traben wir weiter hoch zum Rennsteig. Die Hohe Sonne ist jetzt unser Ziel.
Das ist die "Hohe Sonne". Hier bin ich meinen ersten Rennsteiglauf gestartet. Damals war hier der Start. Wir übernachteten in unseren Zelten mitten im Wald. Eine tolle Stimmung herrschte hier damals. Nicht mehr zu vergleichen mit heute, wo alles kommerziell ausgerichtet ist. Der alte Flair des Rennsteiglaufs ist vergessen. Schade.
Auf dem Rennsteigweg liefen wir nun weiter. Viele schöne Aussichtspunkte steuerten wir an. Dabei trafen wir auf einen einsamen Waldarbeiter, der gerade ein Feuer entfachte. Er erzählte uns viel über die Umweltbelastung des Thüringer Waldes und zeigte uns auch den schönsten Weg, den wir weiter laufen sollten. Recht hatte er, den Weg, den wir nun liefen, der war wirklich wunderschön. An vielen Teichen vorbei, die auf unterschiedliche Höhen angelegt waren, kamen wir dann wieder auf den eigentlichen "Rennsteig".
Immer wieder blieben wir für einen Moment stehen, um die Ausblicke zu genießen, so wie hier.
Unser Weg führte uns weiter bis nach Hörschel, dem Beginn des Rennsteig.
Hier steht Erich am Gedenkstein für "Julius Plänker", der den Rennsteig so populär gemacht hat.
Die Autobahnbrücke über die Werra in Hörschel. Ein beeindruckendes Bauwerk, an dem auch ein Nachbar aus meinem Dorf mitgearbeitet hat.
Weiter geht es dann über einen Nebenweg zurück nach Eisenach. Hoch zur Wartburg und dann wieder runter in das Mariental. Nach 5:30 Std. sind wir wieder in der Jugendherberge.
Dieser Lauf mit Erich war schon so erlebnisreich und lehrreich, das ich einfach sage, "Erich, so etwas müssen wir mal viel öfter machen". Das war einfach schön. Auch passte unser Laufryhtmus bestens zusammen. Dieser Lauf lässt alles folgende verblassen.
Abends ging es um 18:30 in die Stadt zur Rennsteiglauf Party. Die Startkarten mussten abgeholt werden. Als wir dort um 19:15 Uhr ankamen, begrüßte uns gleich Spike. Er hatte uns sofort erkannt. Wir erzählten und freuten uns auf den Lauf. Dann ging es ans Futtern zur Kloßparty. Eine Besonderheit des Rennsteig Lauf. Keine Nudeln, nein Klöße mit Rotkohl und Fleisch. Sonst trafen wir keine Bekannten und fuhren dann auch zeitig wieder in die Herberge.
Renntag
In der Jugendherberge gab es um 5.00 Uhr schon Frühstück. Danke an das Personal, das sich so früh schon um uns gesorgt hat. Wir kommen gerne wieder.
Dann fuhren wir runter in die Stadt. Auf dem Marktplatz trafen wir wieder auf Spike.
Wir wünschten uns alle einen guten Lauf und das wir gesund ins Ziel kommen. Dann verloren wir uns aus den Augen.
Eine besondere Überraschung erlebte ich dann noch, als ein mir völlig fremder Läufer auf mich zu kam und mir die Hand schüttelte. "Ich soll Dich ganz lieb grüßen", so sagte er. "Das ist ein Auftrag von Mathias, mein Lauffreund in Frechen." Ich konnte es kaum glauben. Mathias ist mein Cousin, von dem ich nur weiß das er auch Marathon läuft. Er war mit Peter, diesen mir bis dahin unbekannten Läufer, schon den Röntgen Lauf gelaufen. Das der Peter mich in diesem Gewimmel von Läufern anhand der Startnummer gefunden hat, das war schon eine besondere Leistung. Noch besser dann seine Leistung beim Laufen.
"Herzlichen Glückwunsch, Peter", mach weiter so, toll..
Dann fiel pünktlich der Startschuss und laut Ansage machten sich 1600 Läufer / innen auf den Weg, den langen Rennsteig zu laufen. Auch für mich begann der Lauf ganz normal. Noch ging es super. Einfach schön, in diesem Feld dabei zu sein. Wir waren noch keine 5 km gelaufen, da sah ich plötzlich vor mir die ersten Bekannten. Andrea, Burkhard und Volker aus meiner Heimatstadt, hatten sich auch mal wieder auf den langen Rennsteig gewagt. Gute Vorbereitung für Biel, erzählten sie mir. Wir unterhielten uns lange und die Zeit verging wie im Fluge. Doch bei mir kam ein komische Gefühl auf. Irgendwie zogen sich die Kilometer so lang dahin. Ich konnte das gar nicht umsetzen. Naja, noch ging es ja.
An den Verpflegungsposten nahm ich mit, was ich brauchte. Alles lief eigentlich gut. Doch trotzdem schlich sich eine Leere im Kopf ein, gegen die ich ankämpfen musste. Die Gedanken kreisten doch jetzt immer mehr um Christian, der im Krankenhaus liegt, wo man nicht weiß, was da passiert. Irgendwie verlor ich langsam den Faden.
Selbst hier, nach vielen An und Abstiegen, da fehlte mir noch nichts körperliches. Aber die Kilometer wurden immer länger. Mich verließ die Lust, zu laufen. Außerdem setzten dann bald Kreislaufstörungen ein, mit gelegentlichen Schwindelanfällen. So etwas kannte ich noch gar nicht. Übelkeit kam auf und ich war kurz vor dem Erbrechen.
Hinter dem Verpflegungspunkt "Schmalkalder Loipe" war für mich das Rennen vorbei. Die Vernunft siegte. Ich stieg aus. Was hat das für einen Sinn zu laufen, wenn der Geist nicht willig ist. Rennen laufen im Kopf ab. Und der war einfach leer. Der Stress der letzten Tage um Christian und die Folgen, das war wohl zu viel. 45 km hatte ich bis hier geschafft. 5:26 Stunden war ich unterwegs. Sicher wäre ich im Zeit Limit noch ins Ziel gekommen. Aber ich war leer. Der Akku war leer. Nichts reizte mich, auch nur noch einen Schritt zu laufen. Die Übelkeit blieb auch während der Fahrt im Bully der Bergwacht nach Schmiedefeld noch bestehen. Erst dort im Ziel ging es mir langsam besser. Nach dem ich geduscht und eine Bratwurst gegessen hatte, da kamen die Lebensgeister langsam wieder. Nun genoss ich die Veranstaltung. Ich freute mich über den Zieleinlauf der einzelnen Läufer und hatte so Gelegenheit, Andrea, Burkhard und Volker sowie Erich beim Zieleinlauf zu knipsen. Ich beglückwünschte sie zu Ihren Erfolgen und auch Spike kam noch hinzu. Er hatte ein fantastisches Rennen gelaufen und war auch überglücklich, das er die Zeit erreicht hat, von der er nur geträumt hatte.
Volker, Andrea und Burkhard im Ziel.
Herzlichen Glückwunsch für Eure Zeiten, besonders an Volker für seinen 1. Ultra
Auch Erich läuft noch deutlich unter 10 Stunden ins Ziel. Super, Erich, für Dich freue ich mich besonders. Du hattest ja mit einer Zeit von 11-11:45 Std. gerechnet. Und dann so eine Zeit. Super, Erich.
Hier stellen sich die Mindener Finisher noch einmal zum Schnappschuss auf. Es war schön, Euch hier zu treffen. Auf das wir noch viele Ultras zusammen laufen können.
Fazit des Rennsteiglauf 2004 für mich :
Es hat keinen Zweck, zu laufen, wenn der Kopf nicht frei ist. Das Umfeld muss stimmen, Familiäre Probleme stecken doch tiefer, als man denkt. Wenn so etwas vorliegt, dann sollte man so einen Lauf nicht angehen. Es bringt einfach nichts.
Das Schönste aber war, das ich Erich kennen gelernt habe. Wir haben toll zusammen gelaufen. Nicht nur am Vortag, auch im Rennen ist er treu an meiner Seite geblieben. Spontan beschlossen wir, im nächsten Jahr den Urlaub auf mindestens eine Woche zu verlängern, um gemeinsam den Rennsteig zu erkunden. Danke für die schönen Tage, Erich.