Heute hab ich wieder einen langen Lauf gelaufen.
Start war um 11:30. Von zu Hause aus bin ich zum Gevatterfeld gelaufen. Das ist eine große Kiesgrube, die dem Fürsten von Schaumburg-Lippe gehört. Dort wird immer noch Kies abgebaut. Dadurch sind riesige Seen entstanden, die von allen Bürgern zu den verschiedenen Freizeitgestaltungen genutzt werden dürfen.
An ihnen vorbei kam ich dann bei km 8 in das kleine Residenzstädtchen Bückeburg an. Ich musste durch die Fußgängerzone laufen und war erstaunt, wie wenig hier los war. Der Weihnachtsmarkt ist komplett geschlossen. Kaum Menschen auf den Straßen.
Jetzt geht es mächtig bergauf, vorbei am Bergbad, Richtung Idaturm.
Dort ist erst einmal der höchste Punkt erreicht. Hier liegen 11 km hinter mir. Der Idaturm ist hier ein großer Anziehungspunkt für Spaziergänger und Läufer. Dementsprechend war hier richtig was los. Sogar die Glühweintheke war schon geöffnet. Bin natürlich ohne Halt dran vorbei gelaufen.
Mit langen Gefälle geht es jetzt runter nach Bad Eilsen.
Ein bekannter Kurort, wo eigentlich immer das Leben tobt. Aber heute war auch hier nichts los. Mit eilenden Schritten durchquere ich den Kurpark. Hier ist jetzt der tiefste Punkt. Nun geht es lange, lange nur bergauf. Ich liebe diese Strecke. Sie schlängelt sich in nicht enden wollenden Serpentinen bis hoch zum Gasthaus „Süße Mutter“.
Mit einem mal entdecke ich hier im tiefen Wald einen kleinen Christbaum. Fein geschmückt mit Lametta und silbernen Kugeln. Ehrfurchtsvoll verweilte ich einen kleinen Augenblick und dankte dem Herren, das ich laufen darf und dieses hier sehen kann. Vor 6 Jahren im März erreichte mich an eben dieser Stelle über mein Handy die Nachricht, das mein bester Onkel verstorben sei. Ich glaube es gibt Dinge zwischen Himmel und Erden, die versteht man nicht. Man muss sie nur akzeptieren.
Am Gasthaus „Süße Mutter“ angelangt, führt ein Beton Weg über 3 km nur immer abwärts runter bis nach Buchholz. Ein kleiner Ort, wo ich mal vor 15 Jahren einen guten Deal mit einem Autoverkäufer hatte. Direkt an seiner Tür lauf ich jetzt vorbei. wohlwollend denke ich an ihn. Nur ein paar Meter trennen mich jetzt von meiner heiß geliebten Treppe.
Aber ich kann keinen Abstecher zu ihr machen. Der Freizeitpark ist leider im Winter geschlossen. Keine Möglichkeit für einen Treppenlauf.
Allerdings merkt man hier von Winter gar nichts. Die Temperaturen liegen deutlich über 0°C.
Nun geht es wieder aufwärts. Unter dem Viadukt der A2 laufe ich Richtung Schloß Ahrensburg. Hier fuhr mein Onkel mit uns immer Sonntags zum Ausflug hin. Dort gab es Brause zu trinken und man konnte ein Stück entzündetes Papier in den Brunnen fallen lassen, um zu sehen wie tief er war. Das ist nun über 40 Jahre her. Heute ist in dem Schloß eine Versicherungsgesellschaft beheimatet und eine Schule für Musik. Kein Zutritt mehr.
Weiter geht es, die Erinnerungen leben noch heftig nach.
Hinter der großen Kreuzung nach Rinteln, Deckbergen, Bad Eilsen geht es gleich rechts ab in das Wesergebirge.
Direkt vor dem Einstieg in den Berg hat ein chinesischer Blumenverkäufer seinen Stand aufgebaut. Ich halte kurz an, und frage , wie das Geschäft läuft. Er ist ganz zufrieden.
Wie immer hab ich auch heute hier wieder einen kurzen Tiefpunkt, denn ich weiß, was jetzt auf mich zukommt.
Um die Hirschkuppe läuft der Wanderweg, stetig bergauf, mindestens 5 km, immer bergauf. Aber auch das schaff ich heute ohne Mühe. Jetzt bin ich wieder auf der Volkslaufstrecke von Luhden, umrunde den Klippenturm.
Sie ist mir bestens bekannt. Die langen Steigungen können mich auch nicht mehr erschüttern. Erstaunlich nur, wie viel Wanderer hier heute unterwegs sind. Artig wünsch ich allen Frohe Weihnachten, doch viele antworten gar nicht. Mir fällt auf, das die älteren, so ab 50, alle zurück grüßen. Die jüngeren nicken nicht einmal zu meinen Grüßen, ich glaub, sie registrieren das gar nicht einmal. Es ist doch Weihnacht. Kennen sie den Sinn nicht einmal mehr?
Nun bin ich wieder in heimatlichen Gelände. Laufstrecke vom Verein. Der Portaweg.
Langsam wird es dunkel, aber ich verlasse früh genug den Berg. Bei Opa Walter, ein ehemaliger Arbeitskollege, geht es wieder auf die Landstraße. Noch knapp 8 km bis nach Hause. Angenehm, wieder auf Straße zu laufen. Die Knöchel waren doch mächtig beansprucht in dem Gelände.
An meinem Mietshaus vorbei komm ich zu meinen Schwiegereltern. Die sind aber nicht zu Hause, sondern warten schon bei uns zu Hause auf mich. Aber ich bin ja gleich da. Dann geht es an die Kuchentheke. Da freu ich mich schon drauf.
Nach 5:06 Std. erreiche ich mein Ziel. Frau, Schwiegereltern, Kinder und Enkel empfangen mich mit einem fröhlichen „Frohe Weihnacht“.
Besonderer Dank an meine liebe Frau Ulrike, die mich immer so lieb laufen lässt.
Übrigens bin ich diesmal 47 Minuten schneller gewesen als im Juni 2001.