Wesergebirgsläufer
Neuauflage 2024

1. Lauf der Winterserie in Hörkamp-Langenbruch



06.11.2011

Schon lange hatten wir einen Termin mit Christine und Mathias für ein gemeinsames Frühstück vereinbart. Der war nun heute um 09:00 Uhr im Möwentreff bei Willi. Es wurde ein gemütlicher Morgen und wir hatten viel zu erzählen.
Gegen 10:30 Uhr fuhren wir wieder Richtung Heimat. Irgendwo im Netz hatte ich gelesen, das die Winterlaufserie in Hörkamp-Langenbruch heute beginnen würde.
Über 20 Jahre habe ich dort jede Serie mitgelaufen. Nur die letzten Jahre bin ich irgendwie nicht mehr dabei gewesen. Das soll nun aber ganz anders werden. Ich möchte wieder alle Läufe mitmachen, auch den Silvesterlauf.
So fuhr ich dann kurzentschlossen zum Waldstadion in Hörkamp-Langenbruch. Um 11:30 Uhr war ich vor Ort und meldete mich spontan für die ganze Serie an um dort jeweils die Halbmarathon Distanz zu laufen.
Um pünktlich zum Schluss der Veranstaltung wieder im Ziel zu sein war es jetzt natürlich zu spät. Aber ich informierte den Veranstalter, dass sie sich um mich keine Sorgen machen müssten. Ich kenne mich hier bestens aus und komme zur nächsten Veranstaltung überpünktlich.
Dann machte ich mich auf den Weg. Um 11:45 Uhr startete ich die Aufzeichnung. Ich nahm mir vor, auch wirklich nur die Original Strecke zu laufen.  Die hat sich nämlich deutlich geändert im Vergleich zu Früher.
Lange bergauf Passagen machen einen anspruchsvollen Lauf daraus. Der Start erfolgt im dichten Nebel, aber kaum hab ich 100 Höhenmeter überwunden, da laufe ich im strahlenden Sonnenschein. Ein wunderschöner Herbsttag empfängt mich mit schillernden Farben  in meiner geliebten Laufheimat. Ich fühle mich sofort zurückgekommen, willkommen geheißen.


Das Läuferherz pocht voller Freude. Unendlich viele Erinnerungen stürmen auf mich ein, alle Facetten des Laufens hab ich hier erlebt. Ich bin beeindruckt, das ich mich an so viele Einzelheiten erinnern kann. An Renate, die vor ca. 25 Jahren mit dem damals noch kleinen Timo im Kinderwagen die 10 km Strecke wanderte und dabei das Fläschchen verlor. Ich fand es damals auf dem Rückweg und nahm es mit.
Jetzt erreiche ich Forsthaus Halt. Damals führte die Strecke anders herum, ein elend langer Anstieg. Oft haben Rolf und ich uns da einen Wettkampf geliefert. Meist war Rolf immer eher oben als ich. Nun ist er schon über ein Jahr tot. Schade, ich wäre gerne noch öfter mit ihm hier gelaufen.
Nun führt der Weg lange abwärts. Ich überhole immer wieder ein Radfahrpärchen. Sie müssen wohl frisch verliebt sein. Nach jedem Kilometer halten sie an und knutschen sich so lange, bis ich an ihnen vorbei bin. Dann fahren sie wieder los. So geht das Spielchen über vier Kilometer, bis sie dann den gemeinsamen Weg verlassen.
Als ich vor 27 Jahren hier das erste Mal lief, da prägten sich so viele Eindrücke ein. Die sitzen bis heute noch im Kopf. Die neu angepflanzten Schonungen, deren Baumwipfel heute schon über 20 Meter hoch in den Himmel ragen, in deren Schutz ich manches Mal ein Geschäft erledigte. Das wäre heute nicht mehr möglich. :-)
Dann die vielen Wasserreservoirs. Künstliche Teiche, in denen sich unheimlich viele Forellen tummelten. Der eine ist heute völlig leer, die anderen sind gut gefüllt.
Schäden die durch Kyrill angerichtet wurden, die sind auch heute noch deutlich zu erkennen. Geben aber auch oft eine neue Fernsicht in das Umland frei.
Ich merke deutlich, dass wir alle nur ein kleines Teil in der Natur sind. Ich habe das Glück, das ich über 20 Jahre den Wandel der Natur hautnah miterleben durfte.
Ein Verlaufen auf der 21 km Strecke ist eigentlich unmöglich. Hervorragend ausgeschildert, immer rechteckige Pfosten mit der Streckenmarkierung, das ist schon super.
Ich erreiche den Punkt, wo die 21 km Läufer sich von der 16 km Runde erst einmal verabschieden. Zusatzschleife laufen, steht dort geschrieben. Und ich will es jetzt schon mal vorweg nehmen. Wer die Schleife nicht läuft, dem entgeht der schönste Teil der ganzen Strecken hier im Berg.
Völlig überrascht traf ich auf ein Schmuckstück der Bergbau Geschichte im Bückeberg.




Als ich hier das letzte Mal vorbei kam, da gab es nur eine Bauruine zu sehen. Heute nun wird man hier ausführlich über die Bergbaugeschichte informiert und ich empfinde es als eine Perle des Berges.
Aber man kann alles toppen. Und das passierte dann nur wenige hundert Meter weiter.
Da liegt er nun, der Hühnerhof der Dinosaurier. Ein ganz beeindruckendes Bild bietet sich mir. Recht deutlich kann man die Spuren der Vergangenheit erkennen.



Unglaublich, was hier vor Millionen Jahren los war und wie deutlich die Millionen Jahre alte Spuren erhalten sind. Wer das nicht gesehen hat, der kann es gar nicht nachfühlen, was es heißt, auf solch geschichtlichen Boden laufen zu dürfen. Ich sehe schlagartig die Welt mit ganz anderen Augen. Ehrfurchtsvoll verharre ich und lasse die Eindrücke auf mich einwirken. Erstaunlich vielen Menschen scheint es genauso zu gehen wie mir. Eine unheimliche Ruhe herrscht hier, selbst die Kinder schauen ehrfurchtsvoll auf die Spuren der Dinosaurier.
Ich kann mich nur langsam von dem Anblick trennen, aber es wird kalt. Die durchgeschwitzten Laufsachen müssen wieder auf Temperatur gebracht werden, sonst droht die nächste Erkältung.



Solche markante Punkte weisen den Weg. Dabei wir auch noch viel Information über die heimische Tierwelt geliefert. Ein sehr gelungener Erkundungsweg in die Geschichte des Bückeberges.

Die Zusatzschleife ist dann auch schnell abgehakt und ich treffe wieder auf den alten Weg. Hier muss ich mich auf dick gestreuten, feinen Schotter wieder aufwärts quälen. Aber es dauert nicht lange und ich habe wieder festen Boden unter den Füßen. Diese neue Streckenführung gefällt mir recht gut. Da hat der Veranstalter einen richtigen Riecher gehabt.
Der Weg führt nun ständig bergab und ich laufe in eine dicke Nebelwand hinein. Im Nebel wird es so schön ruhig und ich genieße die Stille. Nur mein gleichmäßiger Atem ist zu hören. Ich fühle, ich kann noch ein paar Körner nachlegen, gebe Gas. Die letzten Kilometer immer so um 5:30 Minuten, das macht Freude und bereitet Lust auf mehr. Die letzten beiden Urlaubswochen werde ich noch einmal richtig läuferisch genießen.
Die knapp 21 km liegen nach 2:42 Stunden hinter mir. Ein Lauf, der bestimmt nicht so schnell in Vergessenheit gerät, der die Sinne für Vergangenes geschärft hat und der mich zurück zu meinen Laufwurzeln geführt hat. Diese Winterlaufserien haben mein ganzes läuferisches Leben über eine große Rolle gespielt, so soll es auch weiterhin sein.
Ein Dank an den Veranstalter, der schon so lange mit viel Energie und Freude zum Erhalt dieser Veranstaltung beigetragen hat. Dessen immer freundliche Helfer für super Stimmung unter den Teilnehmern sorgen und mit allerlei Leckereien das Leben bereichern.