Wesergebirgsläufer
Neuauflage 2024

Tagebuch März 

 28.03.2011

Zwei Tage Resturlaub, die ich nutze, um mal wieder zu laufen. Freitag endete meine Bereitschaft nach 10 Tagen und ich freute mich auf das lange Wochenende mit zwei Tagen zusätzlichen Urlaub.
Aber wie es bei mir wohl immer so ist, kam auch diesmal wieder alles anders.
Freitag um 16:00 Uhr rief unser Enkel Phil an, das Mama über ein Skateboard gestolpert ist und nun die Hand nicht mehr bewegen kann.
Toll, mit meinem Auto war sie nach Hause gefahren, um den Einkauf auszuladen und dann wollte sie mir dann das Auto zurück bringen.
Glück im Unglück, das gerade da mein alter Freund Steve kommt und mich besuchen will. Der hat mich dann schnell hingefahren.
Das Ende vom Lied: Um 21:30 Uhr das Krankenhaus mit meiner Tochter verlassen. Ihre Hand ist eingegipst. Zum Glück braucht nicht operiert werden. Aber insgesamt drei Brüche, das gibt was her.
So füllen wir unser Wochenende mit den Kindern aus und heute geht es wieder auf Arztvisite. Aber zwischendurch finde ich dann doch noch Zeit, um mit den Hunden eine kleine Runde zu laufen.


11.03.2011
Mit beiden Hunden bin ich heute mal wieder zum Laufen gekommen. Das Knie hat auch nicht rumgezickt. Alles paletti. So kann es weiter gehen. Gute 12 km liegen hinter uns.


04.03.2011
Fehlstart nach Maß in den März
Eigentlich wollte ich heute einen richtig schönen Lauf mit meinen beiden Hunden durch den Schaumburger Wald unternehmen. Super tolles Wetter, Rufbereitschaft zu Ende und der Zeh hat auch fast wieder normale Form angenommen. Alles wunderschöne Voraussetzungen.
Beide Tiere eingeladen und los zum Sperrtor am Hafen in Berenbusch. Raus aus dem Auto und ab in die frische Frühlingsluft. Toll, echt super. Wo sind die Hundeleinen?
Natürlich, genau, zu Hause auf ihren extra dafür bestimmten Haken. Toll. Alle wieder unter kräftigen Gemurre ab ins Auto und zurück, die Leinen holen.
Nächster Versuch. Wieder am Sperrtor angekommen. Endomondo in Betrieb genommen und dann wollen wir loslaufen.
Au shit, mein linkes Knie. Ich kann kaum auftreten, stechender Schmerz mitten auf der Kniescheibe. Was soll das nun wieder. Ich will nicht so schnell aufgeben, laufe vorsichtig weiter. Nach 100 Metern möchte ich am liebsten umkehren, laufe aber trotzdem weiter. 200 Meter sind geschafft. Ich glaube, es wird besser. Nach 300 Metern spüre ich kaum noch etwas und laufe beruhigt weiter.
Wir erreichen das Ende des Hafenbeckens und kommen an Blackys Lieblingsstelle. Direkt hinter der Spundwand führt ein kleiner Patt runter zum Mittellandkanal. Da nimmt Blacky immer sein erstes Bad, egal ob Sommer oder Winter, ob Eisschollen auf dem Wasser dümpeln, es spielt keine Rolle. Da muss er rein.
Bonnie will da natürlich in nichts nachstehen. Es ärgert sie schon, das Blacky wieder der erste ist. Sie zieht und räkelt sich in ihrem Geschirr, es geht alles nicht schnell genug. Gerade als ich den Karabinerhaken der Leine los habe, macht sie einen Satz vorwärts. Ich weiß nicht wieso und warum. Auf jeden Fall reißt sie mir den rechten Handballen richtig auf. Das Blut läuft raus und ehe ich mich vergucke, ist der Handballen blau. Was müssen da für unvorhersehbare Kräfte aufgetreten sein? Ich kann es kaum glauben. Aber Indianerherz kennt kein Schmerz. Sauberes Taschentuch aus dem Rucksack gezogen, um die Hand gewickelt und dann geht es weiter.
An der ersten Brücke laufen wir links in den Wald rein. Die Hand schmerzt doch ganz schön. Die Tiere merken nichts davon. Sie sind heute wohl etwas durch den Wind, der eine zerrt mich nach rechts, will grasen. Der andere nach links. Blacky, will in den Bach, sich wälzen. Der Weg ist stellenweise glitschig und ich rutsche hin und her. Fluche über die Hand, denn Blackys Rolleine wechselt genau so oft wie er die Straßenseite wechselt, meine Hand. Mal rechts, mal links. Das Taschentuch um der Wunde verrutscht, ich friemel es wieder hin. Schon bremst Blacky, muss sich unbedingt in irgend eine Mist wälzen, vom Bauch auf den Rücken und wieder zurück. Nur Spaßbremsen. An einen ordentlichen Lauf kann ich garnicht denken.
Das Telefon klingelt, Ulrike ist dran. Wieso ich nicht bei Facebook zu sehen sei. Ich schaue aufs Telefon. Sage Ihr, es müsste aber zu sehen sein. Erzähle Ihr von der Verletzung.
Hätte ich das lieber nicht getan. Sie versucht mich zur Umkehr zu bewegen. Aber ich will nicht, will trotzdem weiter. Schalte im Handy hin und her, suche, wieso ich nicht bei Facebook zu sehen sein soll. Aber hier ist alles o.k. Es muss klappen.
Das Taschentuch ist jetzt fast vollkommen rot. Die Hunde sind immer noch völlig daneben, jeder will sein eigenes Ding durchziehen.
Ich mache mir so meine Gedanken. Eigentlich wollte ich ja heute mindestens so, wenn nicht sogar, dann aber bestimmt 15 km laufen.
Irgend jemand will das aber wohl nicht zulassen. Es soll wohl heute nicht so sein. Was ich auch versuche, es will nicht gelingen. Im Matsch rutsche ich aus, das Handy wäre fast im Dreck gelandet. Alles hat sich gegen mich verschworen.
Ich resigniere, so macht das keinen Spaß. Ich versuche, die Hunde zur Umkehr zu bewegen. Blacky dreht sofort um. Bonnie schaltet auf stur. Sie will weiter. Rein in den herlichenWald, wo es so viel zu riechen gibt. Laufen, laufen, laufen. Ihr Motto, wie immer. Blacky will zurück, zieht schon kräftig an seiner Leine.
Mit Mühe gelingt es mir sie gemeinsam zurück zu beordern. Bonnie trottet mit Ohren runter hinter uns her. Ein total verkorkster Lauf, der ganze Tag ist nicht unser. Aber was soll ich machen? Heulen, wenn mir auch danach zu Mute ist? Nein, ich denke, alles hat seinen Sinn. Ich lass mich nicht unterkriegen. Suche das Positve. Immerhin hab ich bis jetzt noch nichts von meinem dicken Zehen gemerkt. Das ist schon einmal toffte. Auch das Knie lässt mich auf dem Rückweg vollkommen in Ruhe.
Niedergeschlagen erreichen wir unser Auto und fahren in Richtung Heimat. Es sollte nicht sein, die 15 km bei dem tollen Wetter, nichts hat geklappt.
Ulrike empfängt uns mit ihrem fröhlichen Wesen, als ob nichts gewesen wäre. Selbst die Hunde finden zu ihrem Rythmus, jeder will der erste unter der Dusche sein. So wie immer. Schnell verfliegt mein Ärger, als ich sehe, wie die beiden Tiere über ihre gefüllten Futternäpfe herfallen. Sie sind sich einig, hier in der Küche ist es am schönsten. Ich kann sie verstehen.