Wesergebirgsläufer
Neuauflage 2024

Tagebuch April

 

30.04.2009                                                                   

Heute sind wir wieder 10,45 km am Mittellandkanal und durch den Schaumburger Wald gelaufen. Am Kanal trafen wir auf einige Angler, die uns freundlich begrüßten. Sie kannten mich noch aus besseren Zeiten und freuten sich, das wir wieder unterwegs sind.
Hier herrscht schon eine Mückenplage, aber im sumpfigen Wald ist es noch einmal deutlich schlimmer.
Gestern war es verhältnismäßig kühl, heute wieder zu warm. Meine Beine fühlten sich schwer an, nur mühsam kamen wir vorwärts. Aber das kennt man ja, mit einmal läuft es dann wieder rund und alles ist vergessen. So auch heute.  



29.04.2009
Ruhetag, wir wollen nicht gleich wieder übertreiben.    


28.04.2009
Auch heute konnte uns nichts bremsen. Gemeinsam mit den beiden Hunden bin ich wieder losgezottelt. Vom Sperrtor aus am Mittellandkanal entlang und in den Meinser Kämpen wieder ab in den Schaumburger Wald. Da es heute Nacht wohl ganz ergiebig geregnet hat, mussten wir natürlich den gestrigen Trail Abschnitt heute mit Matsch und Wasserlöchern austesten. Die Tiere hatten genauso ihre Freude daran, wie ich auch. Es war einfach herrlich.
Heute morgen hab ich meine „Kieferentlastungsschiene“ eingesetzt bekommen. Das fühlt sich schon ganz gut an und gibt mir Hoffnung, das die Rückenschmerzen damit deutlich weniger werden. Ich bin jedenfalls voller Zuversicht. Wenn die Schmerzen weg sind, findet sich das andere auch noch.
Am Ende waren wir  14,6  km unterwegs. Es geht aufwärts.
27.04.2009
Wieder ein Tag, an dem wir gelaufen sind. In ganz ruhigen Tempo sind wir durch den Schaumburger Wald gezogen. Außer einem Waldarbeiter sind wir auf der 8,6 km langen Strecke niemandem begegnet.  


Blacky in seinem Element. Er hat gut von Bonnie gelernt.   


Selbst einen kleinen Trail haben wir unter die Schuhe genommen. So macht das Leben wieder Freude.





26.04.2009

Zeit für einen Neuanfang, denn so geht es nicht weiter. Die Ärzte sind mit Borreliose überfordert, als chronisch Kranker ist man sowieso verloren. Jeder Arzt überweist zu anderen „Fachärzten“ und bei keinem erreicht man was. Man wird regelrecht „durchgereicht“.  Zwei Jahre Kampf mit den Windmühlenflügeln sind genug. Der einzige, der mir weitergeholfen hat ist mein Facharzt für physikalische Therapie. Er zeigte mir, wie die Schmerzen im Lendenbereich entstehen. Die Fehlstellung des Kiefergelenkes sind die Ursache. Er verwies mich an einen Zahnarzt, der mit modernster Computertechnik den Kiefer nach der Operation wieder in seine richtige Stellung bringt. Dadurch sollen die Beschwerden im Lenden und Beckenbereich zurückgehen.
Dienstag bekomme ich die Entlastungsschiene eingesetzt. Meine letzte große Hoffnung im Kampf gegen die Rückenschmerzen.
Am 1. Mai beginnt meine passive Phase der Altersteilzeit. Das sind drei Jahre, die mir verbleiben, um wieder richtig in Form zu kommen um dann gesund und fit 2012 in den aktiven Ruhestand zu gehen. Das wird mein großes Ziel in nächster Zeit sein. Auch wenn die Blutwerte immer noch sehr schlecht sind, ich handle jetzt ganz im Sinne von „Dr. Ernst van Aaken“, der langes, langsames Laufen zur Erlangung der Gesundheit beschwört.
Ganz nach seiner Anleitung bin ich mit den Hunden heute in ein neues Leben gestartet. Weg vom Gedanken an die Laufzeit, allein die Strecke zählt. Wie in den Anfangszeiten meines Läuferlebens bin ich  abwechselnd gelaufen und gewandert. Die Hunde waren die besten Taktgeber. Sie haben so ein feines Gespür für das Mögliche. Am Mittellandkanal entlang führte uns der Weg bei schönsten Sommerwetter in den Schaumburger Wald.
Auf dem Kanal herrschte reger Schiffsverkehr. Viele Freizeitkapitäne nutzten das super Wetter und führten ihre Luxus Schiffe vor. So schlecht kann es ja um Deutschland nicht bestellt sein, wenn noch so viel „Geld“ auf dem Kanal schwimmt. J
In den „Meinser Kämpen“, einen kleinen Ort direkt am Mittellandkanal, traten wir in den  Schaumburger Wald ein. Die grüne Lunge unserer Region strahlte mit einen Einfluss auf mich ein, der mich still innehalten ließ. Wie oft bin ich hier schon lang gelaufen, aber dieses herrliche, satte Grün, es ist dieses mal irgendwie etwas ganz Besonderes. Es haucht mir Leben ein, es erfüllt mich mit einer inneren Ruhe, wie ich sie lange nicht mehr kannte.
Die großen Schatten spendenden Bäume, der laute Ruf des Kuckucks, hier ist eine andere Welt, meine Welt, schon immer gewesen. Nur in letzter Zeit leider etwas vergessen.
Die fiesen Schmerzen, die zwischendurch das Laufen fast unmöglich machen, sind vergessen.
Hier herrscht eine innere Ruhe, die sich auf uns überträgt. Selbst die Hunde merken, das in mir etwas besonderes vorgeht, sie bleiben bei Fuß, keiner zieht, keiner drängelt.
Ein plötzlicher Gedanke kommt mir in diesem Moment. Ich sehe mich mit „Bulldog Davor“, einem Läuferfreund, auf den Klippen des Hohensteins stehen. Wir beide schauen andächtig in das tiefe Tal, das wir gemeinsam durchschritten haben.
Schade, ich habe lange nichts von ihm gehört. Würde mich sehr freuen, wenn er sich mal wieder melden würde und ich wüsste, das er noch lebt.
Ich genieße den Moment und dann geht es langsam weiter. Die Hunde fallen in ihren gewohnten Trott.
Es hat „Klick“ gemacht. Helfe dir selbst, sonst hilft dir keiner.
Meine beiden Begleiter werden mir auf dem langen Weg zur Seite stehen und mich immer wieder auf neuen Wegen begleiten.
Am Ende standen im Navi 12,6 km. Letzte Woche noch ein schier unmöglicher Gedanke, solche Strecke zu laufen, heute schon Schnee von gestern.


25.04.2009
Bei wunderbaren Wetter bin ich heute mit den Hunden mal wieder am Mittellandkanal unterwegs gewesen.


Blacky war als erster im Wasser.


Bonnie folgte ihm sofort.

Herrlich, wie alles grün geworden ist.


Blick zum Wesergebirge.


Immer wieder schön, die Rapsfelder.


Das Duo will nur vorwärts.




Nach gut 8 km sind wir wieder beim Auto. Wenn ich bedenke, das ich vor 3 Wochen nach vierhundert Metern gehen schon fix und fertig war, dann gibt mir der heutige Tag doch wieder Hoffnung.