Wesergebirgsläufer
Neuauflage 2024

Tagebuch November

 

24.11.2008
Tja, die Strafe für so viel Übermut folgt auf dem Fuß. Nach dem herrlichen Lauf setzten unheimliche Knochenschmerzen ein, das Imunsystem schaltete auf Störung. Bis heute quält mich noch ein hartnäckiger Husten.
Das Kiefergelenk fühlt sich immer noch wie ein Fremdkörper an. Kauen kann ich fast wieder normal, aber die Schläfe rechts schmerzt noch ganz schön, vor allen Nachts. Auf der Seite kann ich gar nicht liegen.
Die Ärzte sagen nur, ich muss Geduld bewahren, denn alles brauch seine Zeit.


04.11.2008
Als wir heute am Sperrtor zum Laufen starteten, war es schon leicht dunkel. Aber egal, die Stirnlampen sind im Rucksack. Was soll also passieren. Ganz so lang wollte ich sowieso nicht laufen, so um die sechs Kilometer.
Die beiden Hunde freuten sich wie verrückt und als erstes mussten sie in den Kanal springen und eine Runde schwimmen. Freudestrahlend kamen sie zurück, stellten sich neben mir auf und schüttelten sich das Fell aus. Ich kam nicht schnell genug zur Seite und wurde erst einmal mit Kanalwasser getauft. Ich hatte das Gefühl, Bonnie grinst mich an dabei. Aber es ist doch toll, wenn die Tiere so fröhlich sind.
Der Funke sprang zu mir über und so liefen wir fröhlich los.
Der kleine Blacky ist wirklich eine treue Seele. Ihn merkt man garnicht an seiner Leine, während Bonnie immer nur nach vorne stürmt.
Bald kamen wir in unbewohnte Gegend. Die Bäume am Leinpfad haben schon so viel Laub verloren, welches nun in den herbstlichen Farben leuchtend den ganzen Weg bedeckt. Jeder Schritt ist ein Schritt ins Ungewisse, man weiß nicht, was unter dem Laub liegt. Aber das Rascheln des Laubes erzeugt eine friedliche Stille in mir. Ja, der Herbst ist da. Sonst war es immer meine schönste Jahreszeit, da lief ich die besten Zeiten. Nun verzaubert mich diese Atmosphäre, zieht mich in ihren Bann. Erinnerungen tauchen auf.
Jetzt wird es noch nebelig und immer dunkler. Damit auch noch ruhiger, unwirklicher. Einfach nur schön.
In Rusbend im Hafen liegen die teuren Jachten auf Trockkendog. Ein Anblick, bei dem man nichts von der Wirtschaftskrise bemerkt. Es gibt noch zu viel reiche Menschen, während andere von Hartz IV leben müssen und von solch einen Luxus nur träumen können.
So einen Luxus brauche ich nicht. Mein Luxus und meine große Freude sind die beiden Tierchen, die mich so fröhlich und sanftmütig begleiten. Sie sind so genügsam, wenn sie laufen dürfen, dann sind sie schon glücklich und zufrieden.
Die Dunkelheit hat uns nun eingefangen, der Nebel gibt den Rest. Es ist wunderschön. Ich schalte die Stirnlampe an. In ihrem Lichtkegel vernebelt jeder Atemstoß die Sicht. Lange habe ich das vermisst. Ich freue mich sehr darüber, verteile den Nebel durch verziehen der Mundwinkel in die verschiedenen Richtungen. Laufen macht wieder richtig Freude.
Nach 11,9 km kommen wir wieder im Hafen an. Es war einfach herrlich.


03.11.2008
Es geht wieder etwas aufwärts. Die Operationswunden sind verheilt, die Erkältung ist ziemlich abgeklungen. Grund genug, wieder in das Lauf Geschehen einzusteigen.
Die beiden Hunde waren natürlich hellauf begeistert, als ich die Laufleinen rausholte, den Navi um den Hals hing und dann zum Lauf startete.
Natürlich war es schon dunkel, aber auch das hat seinen Reiz.
Es wurde eine wunderschöne 3,8 km Dorfrunde. Balsam für die Seele.