Wesergebirgsläufer
Neuauflage 2024

Dezember

 

 




So wie das Wetter von allem etwas
gebracht hat, so war es bisher mit
dem Laufen auch.
Auf gute folgen schlechte Tage,
nach Regen kommt Sonnenschein.

 

31.12.2004

Bonnies Silvesterlauf
Ich hatte es Bonnie gestern ja versprochen, das wir heute in den Wald wollten. Weg von der Knallerei im Ort. Also sind wir dann um 14:30 Uhr gestartet. Richtung Kanal und Schaumburger Wald. Aber selbst hier hörten Bonnies empfindlichen Ohren das Geknalle. Oft zuckte sie zusammen und lief direkt bei Fuß. Irgendwie kam sie gar nicht aus sich raus. Selbst im tiefen Wald drängte sie sich immer an meine Seite. Ich merkte, dass sie so keine rechte Freude am Laufen hatte. Das bewog uns dann auch, nur eine 15 km Runde zu laufen. Auf dem Rückweg wurde Bonnie dann immer schneller, je näher sie der Heimat kam. Das werden wohl schwere Tage werden. Aber dafür kehrt ab heute unsere Nachbarhündin bei uns ein, mit der kann sie erst einmal ausgiebig toben.
Silvesterlauf in Hörkamp Langenbruch. Zum 18. Mal bin ich dabei. Diesmal ist auch mein Cousin Gebhard mit, der sich zum Jahres Abschluss mal einen schönen langen Lauf gönnen möchte.
Pünktlich um 8:00 Uhr sind wir gestartet. 22 km soll unsere Runde lang werden, mit richtig guten Höhenmetern darin.
Kurz nach dem Start kommt schon eine 5 km lange Steigung, die uns zum höchsten Punkt des Bückeberges führt. Hoch zur ehemaligen Radarstation. Hier tauchen wir in dicken Nebel ein, die Sicht wird immer geringer. Aber ich kenne mich bestens aus, keine Angst, wir können uns hier nicht verlaufen, selbst im dicksten Nebel nicht.

Gebhard vor der Radarstation


Am Gedenkstein von Wolfgang Heggemann vorbei, laufen wir talwärts. Rechts liegen die Obernkirchner Sandsteinbrüche. Vorbei am NDR Sendemast, Rasthaus Walter und dem Freizeit und Bildungszentrum führt uns der Weg immer weiter abwärts. Kurz vor Liekwegen laufen wir dann rechts ab und dann in einem Bremskanal aus den alten Bergwerkszeiten weiter.  Gebhard ist ganz begeistert von dieser schönen Streckenführung. Ich erzähle ihm dazu aus der Geschichte, was hier los war. An einer Stelle im tiefen Wald halte ich an. Hier, am Rande eines alten Steinbruchs, öffnet sich bei schönem Wetter ein fantastischer Blick in die Norddeutsche Tiefebene. Leider ist heute alles Wolkenverhangen, Sichtweite ca. 50 m.
Nach einigen Metern sind wir dann wieder auf der Laufstrecke und wir nähern uns dem letzten wirklich langen Anstieg. Gebhard ist beeindruckt, als der Blick zum Anstieg  frei wird. Da hat er wohl nicht mehr mit gerechnet. Aber tapfer hält er mit und oben sieht man dann die Freude in seinen Augen leuchten, das er das geschafft hat. Er ist nämlich eigentlich ein Flachlandläufer und läuft auch selten so lange Strecken. Aber zum Jahresausklang wollte er doch gerne noch einmal lange laufen.
An Forsthaus Halt vorbei, wo uns noch ein steiler, 100m langer Anstieg das Letzte abverlangt, geht es nun nur noch bergab, zum Bergsportplatz. Nach 2:13 Std. sind wir wieder am Ausgangspunkt. Ein leckerer Tee im Vereinshaus, ein Moment des Verschnaufens, dann geht es unter die Dusche. Danach erwartet uns die beste Kuchentheke, an der wir uns dann auch richtig bedienen.
Es war ein schöner Jahresausklang und ich freue mich besonders, dass mein Cousin daran teilgenommen hat. Ist doch schön, wenn die Familienbande doch immer noch zusammen halten.


30.12.2004
Draußen wird schon überall kräftig geballert. Das behagt Bonnie gar nicht. Auf der Runde durchs Dorf nimmt die Knallerei immer mehr zu. Ängstlich läuft Bonnie neben mir her. Manchmal hab ich das Gefühl, ich soll sie auf den Arm nehmen, damit sie bloß nah genug bei mir ist. Das geht natürlich nicht. So beenden wir unseren Lauf nach der ersten Runde. Bis morgen früh um 7:00 Uhr läuft meine Bereitschaft noch. Dann fahre ich zum Silvesterlauf und danach, so hab ich es Bonnie versprochen, fahren wir in den tiefen Wald, wo Ruhe herrscht. Dort kann sie sich dann einmal wieder richtig austoben.


29.12.2004
Die Müdigkeit wird doch immer stärker und so beschließen wir, heute nur zwei Dorfrunden zu laufen. Dann werden wir uns früh hinlegen, wenn keine Störungen mehr kommen. Das hat dann auch „fast“ so geklappt. Die 10 km haben wir jedenfalls laufen können, bis dann……
Die Pflicht ruft.


28.12.2004
Heute war es nicht mehr ganz soviel mit der Arbeit wie gestern. Aber der Schlaf fehlt immer noch. Nachts bimmelt oft das Telefon und ich mußte die entsprechenden SMS-Störmeldungen zuordnen, entscheiden, ob ich raus muss, oder nicht. So bekommt man natürlich auch keine richtige Ruhe. Aber die 20 km auf 4 Runden aufgeteilt, die haben wir schon wieder gepackt.


27.12.2004
Nach einem langen Arbeitstag, der schon um 01:00 Uhr begann und erst um 17:00 endete, war ich natürlich platt. Das merkte ich, als ich beim Laufen dann fast zwei mal über Bonnie gestolpert wäre. Das war dann auch der Grund, nach 15 km aufzuhören. Die Müdigkeit wurde einfach zu groß. Nur zwei Stunden schlafen, das ist einfach bei dem Job zu wenig.


26.12.2004
Abends
Wie ich so dabei bin, die Nachmittags Daten einzutragen, bemerke ich, das mir noch 11 km fehlen, um in 8 Tagen die 200 km zu laufen. Das war natürlich Motivation genug, diese 11 km zu laufen. Bonnie ließ ich zu Hause, ich will sie nicht platt laufen, dafür ist sie noch zu jung. Also alleine los. Bisher brauchte ich die Dorfrunden in diesem Winter noch nicht so oft laufen, das Wetter ließ uns immer die Gelegenheit, am Kanal und im Wald zu laufen.
Einige Jugendliche begleiteten mich ein paar Meter, und wollten mich zum Sprinten verleiten. Aber da waren sie bei mir an der falschen Adresse. Ich lief meinen Stiefel durch. In der 2. Runde versuchten sie es garnicht erst mehr.
Von hinten kam ein Bully angefahren und hupte wie wild. Ich erkannte meinen alten Firmenbully, den jetzt Steve, der Waliser, fährt. Er freute sich, mich noch laufen zu sehen. Ich sah dann später seinen Wagen am "Schweinebrunnen" stehen, wo er sich sicherlich sein Abendbrot gönnte:-)
Erfolgreiche läuferische Weihnachten liegen hinter mir. Ein großer Schritt beim virtuellen 22 Tage  Lauf hab ich schon geschafft. Mal sehen, wie es weiter läuft.
Nachmittags
"Gänsebratenvernichtungslauf" stand heute auf dem Programm. Die Feiertage mit den vielen Leckereien hinterlassen ihre Spuren. Eberhard macht für mich solange Bereitschaft und darum können Bonnie und ich beruhig zu unserer Runde aufbrechen.
Heute war am Kanal und im Wald richtig was los. Eigentlich wollte ich ja insgeheim dann doch etwas länger laufen, aber die Menschenmassen haben mich dann doch davon abgehalten.


Unterwegs trafen wir wieder altbekannte Hundebesitzer und nach dem Fotoshooting ging es weiter. Bonnie hatte nicht so recht die Lust zu laufen. Schnüffeln und Pause machen waren ihr wichtiger. Also liefen wir dann doch nur die 22 km, die in dem Tempo gelaufen eine gute Regeneration waren.



25.12.2004
Nach dem ausgesprochen leckeren Mittagessen und anschließender kurzer Ruhepause, entschlossen wir uns, loszulaufen. Ich hatte mir eine Pendelstrecke am Kanal vorgenommen, aber als wir da ankamen, hab ich es doch nicht übers Herz gebracht, immer nur hin und her zu laufen. Also ab, in den Schaumburger Wald und die übliche Strecke unter die Füße genommen.  Im Hafenbecken lag das Tankschiff „Volker“, das mich sogleich an den „marathonman“ erinnerte, der ja auch mit Vornamen Volker heißt.
Recht zügig liefen wir unseren Streifen ab. Es war eine Freude, wie die alten Knochen mitmachten.
Nach 2:03 Std. waren wir wieder zu Hause, für uns eine recht gute Zeit. Es waren immerhin 22 km.
Ich stand gerade unter der Dusche, als ich eine Einsatzmeldung bekam. Da ich bemüht bin, schnell zu helfen, wenn Not am Mann ist, beeilte ich mich, damit der Kunde nicht lange warten braucht.
Daraus wurde ein Einsatz, wie ich ihn in der Art noch nie erlebt habe.
Traurig, was es für Schicksale gibt. Das Unglück macht selbst vor Weihnachten nicht halt.
Um das Erlebte zu verdauen, musste ich erst noch einmal eine besinnliche Runde laufen.
Daraus wurden dann noch einmal 2 Dorfrunden mit insgesamt 10 km.
Danach fühlte ich mich schon deutlich besser.
Mir wird immer klarer, dass wir doch immer noch auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Dafür sollten wir unendlich dankbar sein und das Glück nicht herausfordern. Das Blatt kann sich so schnell wenden.
Ich werde auch weiterhin freiwillig Weihnachten Bereitschaft machen, denn die Menschen, die dann anrufen, rufen nicht an, weil sie glücklich und zufrieden sind, sondern weil sie echte Probleme haben. Dann helfen zu dürfen, ist für mich schon eine große Freude.
24.12.2004
Frohe Weihnachten wünsche ich allen, die hier mitlesen. Ich habe mal wieder Bereitschaft und bin dadurch an das Dorfrunden laufen gebunden. Ich will mich nicht zu weit von zu Hause entfernen, um im Fall des Falles auch schnell am Einsatzort zu sein. Das ist mir dann auch heute so geglückt. Meine fünf Dorfrunden bin ich dadurch in drei Etappen gelaufen, weil ich zwischendurch zur Arbeit musste. Aber so kann man sich ja noch arrangieren und das funktioniert auch ganz gut.


So bin ich dann heute auf 25 km gekommen. Für Bonnie ein Freudentag, denn sie war heute dreimal laufen. Mal sehen, wie sie das bis morgen verarbeitet, ob sie mich dann auch dreimal motivieren will, weil es ja gestern auch so war.


23.12.2004
Der heutige Tag ist bis zur letzten Minute verplant. Eigentlich traurig, das man sich in so eine Zwickmühle begibt. Aber es steht Weihnachten vor der Tür. Die Kinder und Enkelkinder brauchen uns jetzt besonders. Bonnie und ich hatten aber noch den Freiraum für unsere 22 km Runde. Trotz des schlechten Wetters haben wir die Runde dann auch genossen, denn hier störte uns niemand. Kein Telefon klingelte und es war einfach unsere Zeit. Die Stille, der Ort, alles passte eigentlich gut zu Weihnachten. Alte Erinnerungen keimten auf. Sonst hat unsere Mutter immer am Abend des 23.12. bei uns im Wohnzimmer gesessen und sich gefreut, wie wir den Tannenbaum geschmückt haben. Anschließend gab es für alle ein Glas Sekt. Heute ist Sie nicht mehr unter uns und wir denken schon den ganzen Tag an Sie. Jetzt sind wir Oma und Opa hier im Haus. Die Enkelkinder fiebern dem "Heilig Abend" entgegen. Auch das ist eine schöne Zeit, die wir nie vermissen möchten. Schön, das die Familie Bonnie und mir immer noch die Zeit gönnt. Danke, Ihr Lieben.


22.12.2004
Schweini witterte Morgenluft. Ständig säuselte sie mir ins Ohr: "Schau raus, es regnet, es schneit, es stürmt, es ist das beschis..... Laufwetter. Bleib zu Hause. Kuschel dich mit Bonnie unter die Decke. Lass das Laufen". Aber Bonnie und ich ließen uns nicht beirren. Um 16:45 Uhr starteten wir und liefen unsere 22 km Runde. Wenn es auch nicht wirklich Spaß machte, aber wir hielten durch. Die Dunkelheit im Schaumburger Wald kam uns heute besonders intensiv vor. Aber die letzten Tage hatten uns ja auch verwöhnt. So waren wir froh, als wir wieder am Kanal waren. Hier war es doch noch angenehm zu laufen. Denn auch die Schiffe, die von hinten kamen, hatten ihre Scheinwerfer angeschaltet und leuchteten uns den Weg weit aus. So kamen wir dann nach 2:20 Std. wieder zu Hause an die Haustür, wo Bonnie erst einmal von einem dicken Handtuch trocken gerubbelt wurde, bevor sie sich über den vollen Fressnapf hermachte.


21.12.2004
Zur Mittagszeit mit Bonnie die 22 km Kanalrunde gelaufen. Wieder haben wir keine Menschenseele getroffen. Obwohl das Wetter nicht besser sein konnte. Egal, wir waren jedenfalls unterwegs und uns hat es gut getan.
Am Kanal beobachteten wir, wie ein großer Bagger vom Schiff auf den Leinpfad gesetzt wurde. Das war echtes Millimeterspiel. Hier soll wohl das alte Spülfeld aufgestockt werden.


20.12.2004
Auf besonderen Wunsch meiner "großen Schwester", aber auch vieler, die mich per E-Mail darum gebeten haben, habe ich das alte Layout wieder übernommen. Wer Lust hat, kann mir ja mitteilen, was er dazu meint.
Bis Freitag hab ich Urlaub. Dann wieder Bereitschaft. Also konnten Bonnie und ich heute Nachmittag wieder im Hellen laufen. Natürlich liefen wir wieder unsere Hausrunde am Kanal und im Schaumburger Wald. Aber so etwas von trostlos. Auf den ganzen 22 km trafen wir keinen Menschen außer einige Waldarbeiter, die aber weit ab des Weges im tiefen Wald mit ihrer Arbeit beschäftigt waren. Ich glaube, die haben uns nicht einmal bemerkt.
Am Kanal grüßten dann wenigstens noch die Binnenschiffer. Einer rief sogar einen Kommentar zu Bonnie herüber, aber ich konnte nur Bruchstücke verstehen.
So ein Lauf am Wochenanfang um 14:30 Uhr ist anscheinend doch etwas Besonderes.


19.12.2004

Erster Tag des virtuellen 22 Tage Halbmarathon Lauf. Daher haben wir es ruhig angehen lassen. Unsere 22 km Kanal-Wald Runde sind wir in 2:19 Std. gelaufen. Dabei haben wir noch Bilder von Hunden gemacht, die uns öfter begegnen.



Die schönste Begegnung aber war dann nach ca. zwei Drittel unserer Laufstrecke, als wir am Mittellandkanal zurück liefen.


Das hier sieht nur gefährlich aus, aber die Beiden verstanden sich sofort und es gab wirklich keinen Stress.


Als ich so ca. 30 m vor Ihnen war, da gab Sie ihrem Mann die Hundeleine in die Hand. Als ich dann kurz vor Ihr war, da sprang Sie auf mich zu. Die Hunde freuten sich und spielten packen. Ehe ich mich versah, lag die nette Frau an meiner Brust. " Wirklich, Papa, ich kann es kaum glauben. Der Mann atmet ganz ruhig, er ist überhaupt nicht außer Atem", rief Sie Ihrem Mann zu. "Wir können sie schon 1 km lang laufen sehen, und vor eineinhalb Stunden haben wir Sie noch in Dankersen gesehen, und nun treffen wir sie hier. Sie laufen ja immer noch. Ist so etwas möglich?". Die Frau kriegte sich nicht wieder ein und betatschelte mich immer wieder.
Dann erzählte ich Ihnen von meiner Laufleidenschaft und das ich es liebe, einfach so zu laufen. Immer mit Bonnie zusammen die Kilometer genießen, ohne Zeitdruck unterwegs zu sein. Dann würdigte ich Ihre Wanderleistung und betonte, das man das machen sollte, wozu man Spaß hat. Das wäre das Wichtigste, um dabei zu bleiben und sein Hobby ein Leben lang genießen zu können. Sie freuten sich über meine Einstellung, stellten mir noch einige Fragen und dann verabschiedeten wir uns.
Glücklich und zufrieden liefen wir dann nach Hause. Irgendwie war mir schon weihnachtlich warm ums Herz. Schön, das es Menschen gibt, die sich für andere interessieren und sich dann das Wort gönnen.


18.12.2004
Keine Beschwerden mehr mit der Erkältung. War hoffentlich eine Eintagsfliege. Jedenfalls bin ich mit Bonnie im Schnee / Regen meine 10 km gelaufen und mir hat nichts gefehlt.
Dann kann Morgen der virtuelle 22 Tage lauf beginnen.


17.12.2004
Kein so schöner Tag. Eine Erkältung deutet sich an. Beim Laufen bekam ich starkes Nasenbluten, so das ich erstmalig einen Trainingslauf wegen gesundheitlicher Probleme abbrechen musste. 4 km nach Hause laufen und die Nase blutet wie verrückt, das ist mir auch noch nicht passiert. Dann Blutdruck gemessen 169:83. Das muss ich beobachten.


16.12.2004
Ulrike hat heute Ihren Rucksackverband abbekommen. Nun ist Sie wieder beweglicher geworden. Dafür haben wir heute Abend 2 Stunden beim Doc im Wartezimmer gesessen. Anschließend sind Bonnie und ich dann eine 5 km Dorfrunde in strömenden Regen gelaufen.


15.12.2004
Dank Gleitzeit heute etwas früher Feierabend gemacht. Zu Hause habe ich mich reingeschlichen, die Laufsachen angezogen und dann bin ich zu Bonnie rein. Das war ein Erlebnis. Bonnie konnte sich nicht beruhigen, allen Kindern wollte sie schnell noch Küsschen geben, natürlich so ungestüm, dass die Kleinsten sich auf den Hintern setzten. Aber sie kennen ja Bonnie und keiner nahm es ihr übel.
Dann ging es endlich raus. Vorbei an dem bekloppten Nachbarshund, der immer tut, als ob er Bonnie und mich gleich auffressen würde. Weiter Richtung Mittellandkanal. Die Autofahrer haben immer noch nicht begriffen, das es auch Fußgänger und Läufer gibt. Ich laufe ihnen auf der linken Seite entgegen, wie es sich gehört. Keiner rechnet mit uns. Dabei soll man so fahren, das man in der halben Sichtweite anhalten kann. Das schafft hier keiner.
Wir überleben es wieder und kommen dann neben der Aue hoch an den Kanal. Der sternenklare Himmel liefert uns wieder die herrlichsten Schauspiele  in Form der Kondensstreifen der Flugzeuge, die in Hannover gestartet sind. Das die nicht dort oben zusammen stoßen, grenzt fast an ein Wunder. Von hier unten betrachtet.
Weiter geht es dann am Sperrtor vorbei und über die nächste Brücke ab in den Schaumburger Wald. Hier verfolge ich schon seid Wochen die Spur eines Umwelt Verschmutzers. Auf den nächsten 10 km liegen alle 500 Meter Verpackungen von Apfelsaft Tüten. Es ist wirklich schon unnormal, mit welcher Regelmäßigkeit hier neue Verpackungen desselben Typs dazukommen.
Als wir um die nächste Kurve kommen, sehen wir gut 300 m vor uns rechts am Wegesrand ein Fahrrad abgestellt. Der Besitzer ist einige Meter davon entfernt auf der anderen Straßenseite und ich kann nicht erkennen, was er dort macht. Als wir näher kommen, da bemerkt er uns. Rasend schnell springt er auf sein Fahrrad und verschwindet. Als wir an die Stelle kommen, liegt dort wieder eine frische Apfelsaft Verpackung. Das Profil des Mannes und sein Fahrrad hab ich genau erkannt. Da werde ich in Zukunft mal ein Auge drauf halten.
Wir liefen dann weiter. Diesmal nicht am Grab der Juliane vorbei, sondern vorher rechts rum, Richtung Meinser Kämpen. So wird die Strecke heute nur 20 km lang, aber auch das ist doch schon etwas.
Vorbei am Hafen in Berenbusch, wo noch emsig gearbeitet wurde, kamen wir wieder Richtung Dorf. Hier begann nun ein "Mülleimer Slalom", denn die Bewohner stellen ihre Mülltonnen für morgen an die Straße. Jeder natürlich anders. So ist der Mittwoch auch gleichzeitig unser "Slalom Tag". Hoffentlich vergesse ich nun nicht, unseren Mülleimer rauszustellen.


14.12.2004
14,6 km mit Bonnie durch die Dunkelheit zum Kanal. Dort dann die herrliche Ruhe genossen. Außer ein paar Binnenschiffe, die uns sogar den Weg ausleuchteten, haben wir dort niemanden mehr getroffen. Leichte Erkältung bahnt sich an. Bei dem Wetter auch kein Wunder.


13.12.2004
Mit Bonnie spät Abends zwei Dorfrunden gelaufen. Ganz gemütlich, die 10 km in 70 Minuten.


12.12.2004
Als ich um 5:00 Uhr wach wurde, säuselte Schweini mir in Ohr :  "Bleib liegen, draußen ist es nass und kalt. Du kannst auch heute Nachmittag laufen." Immer wieder versuchte er mich zu überzeugen. Aber nein, heute ist Winterlaufserie und da gibt es eine leckere Kuchentheke. Liebe Menschen warten schon, die haben extra für mich Buttercreme Torte gebacken. Die will ich nicht enttäuschen.
Also rein in die bereitgelegten Laufsachen und los geht es. Essen brauch ich nichts, ein Schluck Wasser und dann fahre ich los. Es ist  kurz vor 6:00 Uhr. Um 06:30 Uhr bin ich in Hörkamp Langenbruch. Ich bin immer so früh da, dann kann ich mich lange genug warmlaufen. Das mache ich dann auch, auf einer Strecke von 18 km. Aber irgendwie finde ich nicht den Rhythmus. Die Beine sind wie mit Blei behangen. Ich quäle mich den ersten langen Anstieg hoch. Durch das Wierser Tor gelange ich zum höchsten Punkt der Laufstrecke. Zur ehemaligen Radarstation. Der Sicherheitszaun, der früher immer peinlich genau sauber gehalten wurde, ist mittlerweile mit Bäumen und Büschen zugewachsen und kaum noch zu erkennen. Was hat sich die Zeit geändert.
Weiter geht es auf der Teerstraße runter zum Gasthaus Walter. Diese 5 km lange Strecke kommt mir vor, als ob sie kein Ende nimmt. Es will einfach nicht rund laufen. Dann schwenke ich rechts ab und laufe auf dem Wanderweg X11 weiter ins Tal. Dieser herrlich Pfad führt durch kleine Steinbrüche hindurch zur "Süßen Mutter". Es ist aber ziemlich matschig unf glitschig geworden. Der Boden ist aufgetaut und mit Vorsicht zu belaufen. Es kostet alle mentale Kraft, nicht umzukehren und zurück zu laufen. Der Lohn des Durchhaltens folgt dann auch bald. Das Laufen wird immer leichter. Der gewohnte Rhythmus stellt sich ein. Der Rückweg wird nun immer angenehmer. Auch wenn es nun lange bergauf geht, es läuft immer besser. Auch die Freude stellt sich ein. Kurz vor dem Ziel kommen mir dann die ersten Läufer/innen entgegen. Alle haben bei der Anmeldung rote Zipfelmützen bekommen und laufen nun als Nikoläuse verkleidet ihre Strecken.
Nach dem Duschen nutze ich die Kuchentheke richtig aus. Drei Stück Kuchen können den ersten Hunger stillen. Mein Lauflehrer Rolf kommt kurz nach mir an die Kuchentheke und wir beiden klönen dann noch fast eine Stunde über die guten alten Zeiten, genießen den Kaffee und Kuchen bevor wir uns dann wieder auf den Heimweg begeben.
27 km in 3:11 Stunden, mit allen Höhen und Tiefen liegen hinter mir.
Nach dem Mittagessen und anschließenden Mittagsschlaf ließ Bonnie mir keine Ruhe. Sie stupste mich immer wieder mit der Nase und gab ein Pfötchen nach dem anderen. Sie möchte auch so gerne noch laufen. Da Ulrikes Schulter fast wieder in in Ordnung ist, möchte sie den Nachmittag mit der Bügelwäsche verbringen. Das erfreut uns mächtig, denn da können wir sowieso nicht bei helfen. Sie legt mir förmlich in den Mund, doch mit Bonnie noch ein wenig zu laufen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Also Laufsachen an und los. Unsere Standard Kanalrunde wird ins Visier genommen. Wir sind noch keine zwei km gelaufen, da merken wir beide, das das heute unser Tag ist. Im Vergleich zu heute Morgen läuft es wie geschmiert. Nichts in den Beinen, der Kopf ist frei. Bonnie läuft auch recht zügig. Schon sind die ersten drei km vorbei, wir sind am Mittellandkanal angelangt. Treffen auch gleich auf die ersten Menschen, meist mit Hunden. Viele von ihnen kennen wir mittlerweile und wir begrüßen uns und die Tiere sich ebenso. Erstaunlich finde ich immer wieder, wie sich auch unter Hunden manche sich auf Anhieb super und andere nicht so gut verstehen. Manchen wird kein Blick gewürdigt. Es ist wie unter den Menschen auch.
Als wir dann in den Wald reinlaufen, da wird es wieder ruhiger. Hier treffen wir keinen Menschen mehr und ich kann in Gedanken versinken, während Bonnie das Tempo angibt.
Wir haben ja nun die Adventszeit. Vor drei Jahren lebte unsere Mutter noch. Im hohen Alter von 89 Jahren war es für sie immer noch die schönste Zeit im Jahr. Abends hatte sie den Adventskranz auf dem Tisch stehen und ich musste Ihr eine Weihnachtskasette anmachen. Dann sang sie oft die Weihnachtslieder mit. Mein kleines Computerzimmer hatte ich direkt neben Ihrem Wohnzimmer. Wir ließen dann die Türen auf und ich konnte mithören, während ich am Computer arbeitete. Wir beide haben diese Zeit immer genossen und es ist für mich eine der schönsten Erinnerungen.
So bemerke ich kaum, das wir schon wieder am Kanal ankommen. Langsam bricht die Dunkelheit herein. Auf dem Kanal herrscht reger Verkehr. Mir fällt zum ersten Mal auf, das auch die Schiffe weihnachtlich geschmückt sind. An den kleinen Kajüttenfenstern sind Lichterketten und Gestecke angebracht. In der Dunkelheit sieht das sehr schön aus. Ein Kahn hat sogar im Bug einen beleuchteten Weihnachtsbaum stehen.
Längst hab ich die Stirnlampe an und das Gefühl, immer noch weiter zu laufen, stellt sich ein. Aber die Vernunft muss siegen. Statt jetzt noch weiter Richtung Schachtschleuse in Minden zu laufen, biege ich doch lieber ab und laufe in unser Dorf zurück. 49 km am heutigen Tag sollten reichen und Bonnie muss ja nach dem langen Lauf vorgestern, heute nicht schon wieder einen extra langen Lauf machen. Sie läuft ja erst ein gutes Jahr und Ausdauer fordert auch Geduld. Diese 22 km hab ich überhaupt nicht bemerkt. Lag es daran, das ich so gedankenversunken gelaufen bin oder ist es einfach nur das tägliche Training, was mir die Kraft dazu gibt? Ich weiß es nicht, ich möchte nur, dass es so bleibt.


11.12.2004
Mit Bonnie heute genüsslich die 22 km Kanalrunde gelaufen. Sie brauchte viel Zeit zum Schnüffeln und grasen. Habe ich ihr auch gegönnt. Die lange Strecke gestern sitzt ihr bestimmt in den Knochen.
Das Wetter war heute genau das Gegenteil von gestern. Nebelig und stellenweise Nieselregen bei Temperaturen um 1°C, so richtig Novemberwetter.
Kaum sind wir aus dem Dorf raus, da stehen wir mitten im Treibjagt Kessel. Etliche Jäger und Treiber bilden einen großen Kreis und scheuchen die letzten Hasen aus ihren Löchern. Angewidert laufen wir so schnell es geht, damit wir nichts davon mitbekommen.
Wir sind froh, als wir dann in Berenbusch den Wald erreichen. Aber auch hier ist es heute nicht so wie sonst.
Da der Boden im Wald schon leicht gefroren ist, kommen wohl die ganzen Holzsammler. Überall stehen Trecker und man hört die Kreissägen jaulen. Nichts romantisches mehr.
Scheint kein besonders guter Tag zu sein. Aber unbeirrt laufen wir weiter. Bonnie nimmt sich immer mehr Auszeit um zu schnüffeln. Soll mir recht sein. Morgen ist wieder ein Lauf der Winterlaufserie und da möchte ich etwas länger laufen.


10.12.2004

Heute ist wieder ein Tag, wie man sie einfach hin und wieder brauch, um nicht nur im Shit zu ertrinken. Schwierige Aufgabe bei der Arbeit gelöst, pünktlich um 13:30 Uhr Feierabend. Herrlichstes Laufwetter und eine Bonnie, die mich schon sehnsüchtig erwartet.
13:50 war ich zu Hause und schon um Schlag 14:00 Uhr verließen wir Beide das Heimatgehöft. Ein wolkenloser Himmel über uns, am Boden + - 0°C . Ein herrliches Laufwetter. Frohgemut zogen  wir los. Als erstes lief uns Herbert Schimmel über den Weg, ein alkoholkranker Nachbar, der sich freute, mit uns ein paar Worte zu wechseln. Wir nehmen uns immer die Zeit für ein kurzes Gespräch. Er hat ja auch sonst niemanden, mit dem er erzählen kann. Er hat sich riesig darüber gefreut und verabschiedete sich mit den Worten “Du bist ein guter Mensch, bleib so wie du bist“.
Dann zogen wir weiter. Durch die Auewiesen zum Kanal. Hier muß Bonnie immer erst ihre Geschäfte erledigen und ein wenig grasen. Ich gönne ihr die Zeit und Gelegenheit. Wir haben es ja auch nicht eilig, wir wollen den Tag genießen.
Durch den Hafen in Berenbusch laufen wir zur nächsten Brücke. Dort stürmen wir hoch und auf der anderen Seite geht es dann in den Schaumburger Wald. Bonnie ist schon bemüht, in den zugefrorenen Pfützen noch an Wasser zu kommen. Meist ist die Eisdecke zu dünn und es gelingt ihr dann ziemlich schnell, Wasser aufzunehmen.
Immer tiefer kommen wir in den Wald. Herrlich, diese „Einsamkeit des Langstreckenläufers“ zu spüren. Fern ab von jeder Zivilisation. Alleine, nur mit Bonnie. Aber schnell werde ich aus der Phantasie wieder in die Wirklichkeit geholt. Von hinten kommt ein Jäger in seinem dicken Geländewagen angerast und wir springen schnell zur Seite, damit er uns nicht platt macht. Das werde ich nie begreifen, wie man im Wald so rasen muß.
Bald haben wir wieder unsere Ruhe. Bonnie wechselt ständig die Seiten, die Nase oft fast unter der Grasnabe. Es müssen hier wohl tausend herrliche Gerüche wallen, von denen ich ja nichts merke. Bonnie ist jedenfalls hin und weg getragen. Sie merkt nicht mehr, was neben ihr los ist. Die Nase klebt am Boden.
Derweil genieße ich den herrlichen Wechsel der Farben. Dort, wo die Sonne hell durch die Bäume scheint und im Wechsel mit leichtem Bodennebel eine besondere Atmosphäre zaubert, dort fühle ich mich hingezogen. Ich danke dem Herrn, daß ich hier laufen darf, daß ich die Gnade habe, solche Strecken mit Bonnie zu genießen. Ich bin einfach eins mit der Natur. Fast hab ich das Gefühl, ich schwebe. Merke kaum die Tritte auf dem holperigen Waldweg, das ein- und ausatmen ist soweit automatisiert, das ich es nicht einmal wahrnehme. Alles ist in herrlichen Fluss.


Nun müssen wir eine viel befahrene Straße bei „Schloß Baum“ überqueren. Dort führt uns der Weg auf einer schmalen Asphalt Straße immer tiefer in den Wald, immer weiter von zu Hause weg. Ein Pärchen kommt uns entgegen. Sie freuen sich über Bonnie und wir wechseln ein paar Worte. Dann laufen wir weiter. Immer tiefer in den Wald.
Irgendwann kommen wir dann wieder dicht an den Mittellandkanal. An dieser Stelle war zu meiner Vereinszeit immer eine Getränkepause fällig, wenn wir hier unser Marathontraining absolvierten. Gut 17 km liegen hinter uns. Heute brauch ich noch kein Getränke.
Da es nun doch schon dunkel wird, beschließe ich, hier auch an den Kanal zu laufen und den Rückweg anzutreten.
So laufen wir nun heim. Hier am Kanal ist es noch deutlich heller als im Wald. Am sternenklaren Himmel verzaubern mich die Kondensstreifen der Flugzeuge.


Meine Mutter wäre heute 92 Jahre alt geworden. In Gedanken suche ich sie dort oben im Himmel. Zwischen all den Sternen und Kondensstreifen. Sie war eine wirklich liebe Mutter, die viel im Leben durchstehen mußte. Ihr fester Glaube an Jesus und die Worte der Bibel haben uns ein Leben lang begleitet und Ihr immer wieder die nötige Kraft zum Weiterleben gegeben. Ich sende Ihr ein Dankgebet.
Hier am Kanal treffen wir dann doch wieder auf Menschen, Menschen alleine, die tief in ihre Gedanken versunken sind und nicht einmal grüßen. Aber auch eine ältere Frau, die mit zwei Hunden, einem Collie und einem Dackel, unterwegs ist. Sie kommt mit uns gleich ins Gespräch und freut sich, das ich Ihr zuhöre. Sie erzählt von Ihren Lieblingen und was sie so alles anstellen. Geduldig höre ich zu. Dann fragt sie mich, wo ich denn her komme. Als ich es Ihr sage, kann sie das gar nicht glauben. „Das schaffe ich ja nicht einmal mit dem Fahrrad“, ist dann auch Ihr Kommentar. „Der arme Hund muß soweit laufen“, bemerkt sie noch ungläubig. Dann verabschieden wir uns.
Als wir dann in Rusbend durch den Hafen laufen, ist es doch schon mächtig dunkel geworden. Aber noch brauchen wir die Stirnlampe nicht.


Ein Schreck durchfährt mich „Stirnlampe“, das Stichwort. Ich hab sie nicht eingepackt. Stehen bleiben und nachsehen, ob wenigstens die Ersatzlampe, die ich eigentlich immer mitführe und nie auspacke, im Rucksack ist. Erleichterung, ein Stein fällt vom Herzen. Sie ist da.
Beruhigt laufe ich weiter. Bei Stromkilometer 110 bemerken wir, das uns eine Frau mit Schäferhund entgegen kommt. Sie ist uns nicht unbekannt. Unsere beiden Tierchen beschnuppern sich kurz und tollen dann ein wenig rum.
Dann fragt die Frau mich, wieso ich Bonnie immer an der Leine und am Bauchgurt führen würde.
Ich erzähle Ihr, das Bonnie, kaum ein halbes Jahr alt, bei uns zu Hause auf dem Hof stand. Plötzlich landete eine Jungdrossel bei ihrem ersten Flugversuch direkt vor ihrem Fang. Das ließ sich Bonnie nicht entgehen. Ein Haps, und die Drossel war nicht mehr. Das Gezeter der Drosselmutter klingt mir heute noch in den Ohren. Ebenso bei Bonnie. Jedesmal, wenn sich eine Drossel meldet oder eine Ente aufsteigt, dann ist Bonnie nicht mehr zu Halten. Alles was fliegen kann, will sie packen. Darum hab ich sie an der Leine.
„Ja“ sagt die Frau, darum hab ich meinen Hund auch immer an der Leine. „Ich möchte nicht, das er von so einem verrückten Jäger erschossen wird, nur weil er hinter einem Vogel herläuft“. Ich kann Ihre Sorge verstehen.
Dann geht es weiter auf unserem schönen Leinpfad. Vorbei am Spülfeld, wo wieder mächtig viel Schlamm aus dem Kanalbett gelagert wird.
Die Dunkelheit hat uns jetzt umzingelt. Ich muß die Stirnlampe einschalten.
Die Brücke bei Stromkilometer 108 signalisiert uns, das wir bald wieder in die Zivilisation eintauchen werden. Noch 3 km, dann sind wir wieder im Dorf.
An der Brücke über die Mainstraße verlassen wir den Kanal und kommen nach knapp einem Kilometer an der Gaststätte eines Freundes vorbei. Er steht hinter der Theke und sieht unseren Lampenschein, als ich durch das Fenster schaue. Seine Hand hebt sich zum Gruß. Ich glaube, er wartet jeden Abend, wann ich da vorbei komme und erzählt dann seinen Gästen, wie verrückt Bonnie und ich sind.
Jetzt noch 2 km durch das Dorf, vorbei an den noch geöffneten Geschäften. Die Autofahrer fahren immer noch zu schnell in der Fußgängerzone. Ein Zeichen dafür, das der Alltag uns wieder hat.
Es war ein schöner Lauf, ein herrlicher Tag und glücklich kommen wir wieder zu Hause an. Bonnie hat ihren bisher längsten Lauf hinter sich. 32,4 km in 3:35 Stunden. Eine glückliche gemeinsame Zeit.
Nachdem sie sich nun satt gefressen hat liegt Bonnie wie eine Prinzessin auf ihrem Sofa. Ein leises Schnarchen verrät mir, das sie den Lauf genossen hat und ihn noch in ihren Träumen verarbeitet.


09.12.2004
Das Wochenende naht, keine Bereitschaft, Zeit für längere Läufe. Darum heute nur 2 Dorfrunden mit Bonnie.


08.12.2004
Gleitzeit macht es möglich. Feierabend um 15:00 Uhr und dann mit Bonnie gleich auf Strecke. Herrlich, noch im Hellen loszulaufen. Trotzdem brach die Dunkelheit schon wieder viel zu früh ein. Als wir aus dem Wald kamen, da dauerte es nicht mehr lange, und wir mußten die Lampe anschalten. Trotzdem war es ein schöner Lauf. Man trifft kaum noch andere Menschen und verliert sich richtig schön in der Dunkelheit. Wir werden eins mit der Natur. Komische Gedanken kommen da. Was ist, wenn jetzt eine Rudel Hirsche den Weg quert und uns einfach umrennt. Hirsche gibt es hier sehr viele. Oder auch Wildschweine. Was ist, wenn Bonnie hier mal abhanden kommt? Gedanken, die ich lieber nicht weiter spinne. Die bösen Gedanken dürfen nicht überhand nehmen, sonst verliert man den Mut, in der Dunkelheit zu laufen. Also Augen auf, Kopf hoch und durch.
In den über 20 Laufjahren habe ich gelernt, im Dunklen zu laufen. Die Füße immer schön hochheben und keine Tempoläufe. So bin ich die letzten 15 Jahre verletzungsfrei über die Runden gekommen. Ich hoffe, das das auch so bleibt.


07.12.2004
Einen schönen Lauf mit Bonnie durch den dunklen Schaumburger Wald und zurück am Kanal entlang. Nur die Schüsse vom nahegelegenen Schießplatz ließen Bonnie manchmal aufhorchen. Im Wald war es um 17:00 Uhr schon verdammt dunkel. Aber die neue Stirnlampe leistete super Dienste. Nach 2:04 Std. waren wir wieder zu Hause. Die 20 km waren lang genug für heute.


06.12.2004
Mit Bonnie in der Dunkelheit am Kanal entlang und durch das Industriegebiet hindurch. Dabei hatten wir wieder ein kleines Erlebnis.
Bei Stromkilometer 105 ging in der Finsternis eine Frau mit einem Schäferhund und ein Mischling spazieren. Sie hatte eine Taschenlampe dabei. Schon von Ferne hörten wir das Gekläffe der Hunde. Als wir dann auf deren Höhe waren, wurden die beiden Köter fast verrückt. Sie bellten wie die Irren. Bonnie hingegen ließ sich da gar nicht von anmachen. Cool lief sie ihren Streifen weiter. Die beiden Tiere auf der anderen Seite waren nicht zu bremsen und blieben parallel zu uns. Da konnte Frauchen in der Dunkelheit aber nicht mithalten. Verzweifelt rief sie ihre Hunde. Die Hundepfeife wurde eingesetzt. Die Tiere reagierten auf nichts. Da frage ich mich dann doch, wie sie mit den Beiden wohl die Begleithunde Prüfung geschafft hat. Unverständlich. wie man solche Tiere frei laufen lassen kann. Die steigerten sich nämlich immer mehr in den Jagdtrieb und waren nicht mehr zu bändigen. Was soll ich machen? Soll ich stehen bleiben, bis ihr Frauchen sie eingeholt hat ?  Nein, die soll erst mal richtig merken, das da etwas in der Erziehung falsch gelaufen ist.
Immer wieder hören wir das Gepiepe der Hundepfeife, aber es folgt keine Reaktion. Das Schreien wird deutlich leiser. Mittlerweile sind wir ca. 600 Meter vor raus. Der Schwung und Elan der beiden Traumtänzer auf der anderen Uferseite schwindet allmählich. Sie merken wohl, das sie uns nicht einholen können. Dann bleiben sie stehen und traben langsam zurück. Ich hoffe, das es für ihr Frauchen eine Lehre war.
Bonnie ließ sich von all dem nicht beeindrucken, sie kam nicht einmal aus dem Laufrhythmus. Da war ich doch mal wieder richtig stolz auf sie.


05.12.2004
Sonntags Nachmittag Runde am Kanal. Nieselregen und verhaltensgestörte Hunde machen uns das Leben schwer. Ich bin froh, als wir nach 22 km wieder zu Hause unversehrt ankommen.


04.12.2004
Mit Bonnie bin ich heute die 22 km Runde gelaufen. Familiäre Probleme halten mich in Atem. Glaubst Du, die Kinder sind erwachsen, dann täusch Dich nicht.


03.12.2004
Die Bereitschaft ist zu Ende. Fast pünktlich Feierabend. Aber nun muss ich erst mit Bonnie schauen, was in unserem Revier los ist. Ich verzichte auf das Mittagessen, ich muss einfach raus, sonst ersticke ich. Einmal wieder ohne Zeitdruck raus in die Natur.  Der Hund ist genau so. Seit Tagen ist Bonnie fast ungenießbar. Ihr fehlt die gemeinsame Zeit mit mir in der Natur genau so wie mir. Wir beide sind so auf einander abgestimmt, das einer nicht mehr ohne den anderen kann. Irgendwie ist das auch schön, denn so kann sich jeder auf den anderen berufen.
Frauchen freut sich immer, wenn wir beide losziehen. Denn sie profitiert am meisten davon, wenn wir
beide dann glücklich und zufrieden wieder Heim kommen.
So sollte es auch heute sein.
Bonnie und ich liefen wieder die Strecke über den Kanal und dann in den Schaumburger Wald. Unsere liebste Strecke, denn hier kennen wir wirklich jeden Stein und jedes Schlagloch. Dort, wo die Aue den Mittellandkanal unterquert, kommen wir an den Kanal. Bonnie´s super Augen erkennen auch gleich Blacky.
Blacky ist ein freundlicher Hund mit einem noch freundlicheren Frauchen. Sie sind 200 m vor uns. Bonnie möchte natürlich Blacky einholen und gibt Gas. Es dauert auch nicht lange, und wir sind bei ihnen. Fröhlich beschnuppert man sich, kläfft ein, zwei, mal, und dann geht es weiter.
An der nächsten Brücke biegen wir dann ab in Richtung Schaumburger Wald. Hier fließen rechts und links des Weges kleine Bächlein. Der Wald ist eigentlich ein Sumpfgebiet, fast. Dort wächst wohl besonders schönes Gras. Das muss Bonnie genüsslich reinkauen. Darum werden die Laufunterbrechungen doch ganz schön lang. Aber ich gönne ihr den Genuss. Es ist eine Augenweide, zu sehen , mit wieviel Genuss sie das Gras vertilgt.
Am ehemaligen Hubschrauber Übungsplatz vorbei, kommen wir immer tiefer in den Wald.
Dann müssen wir noch die Kreis Straße überqueren. Das ist immer ein Spießrutenlauf. Wie unvernünftig  die Autofahrer hier den Wald queren, das kann ich nicht verstehen. Erst neulich kreuzte hier eine 13 köpfige Rotwildherde unseren Weg. Ein Autofahrer hätte hier keine Chance gehabt.
Mein Plan war nun, das wir, nachdem wir die Grabstätte der Juliane passiert haben, links abbiegen. Dort wollte ich ursprünglich zum „Fuchsbau“ laufen um dann über Cammer zurück zur Heimat zu gelangen. Mein Arbeitskollege hat dort im Wald ein Bienenvolk stehen. Wir wollten da vorbeischauen und sehen, ob alles in Ordnung ist.
Aber auf der langen Straße im Wald wurde ich dann doch unsicher. Bonnie war nicht mehr sie selber. So kannte ich sie noch gar nicht. Sie schaute sich immer wieder um. Den Schwanz ängstlich zwischen die Beine geklemmt. Sie war total unsicher. Ich merkte deutlich ihr Unbehagen. Irgend etwas stimmte nicht. Nur ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
Wir waren ca. 200 m vor der Kreuzung, wo wir links ab in den Wald Richtung „Fuchsbau“ laufen wollten, als plötzlich eine Salve von 5 Schüssen abgefeuert wurden. Wie erstarrt blieben Bonnie und ich gleichzeitig stehen. Ein markerschütterndes Schreien eines Tieres ließ mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Das Schreien nahm kein Ende. Nach einer mir unendlich lang erscheinenden Zeit folgte eine 2. Serie an Schüssen.
Sofort verstummte das Schreien.
Bonnie und ich waren zur Salzsäule erstarrt. Die Nackenhaare sträubten sich uns. Ich hätte weinen können.
Welches armseliges Tier musste hier wohl auf so grausiger Art sein Ende finden.
Statt links abzubiegen, wie ursprünglich geplant, liefen wir rechts rum. Nur noch raus aus den Wald, ab zum Kanal. Das waren meine Gedanken.
Wir konnten uns nicht beruhigen. Das Schreien klang in meinen Ohren nach.
Als wir auf die Betonstraße kamen, da trafen wir wieder auf Jäger. Sie hatten wohl eine Art Kessel gebildet, um die Tiere nicht entweichen zu lassen.
Wir waren froh, als wir die passiert hatten. Sie kamen sich wohl vor wie die Champions. Aber bei uns lösten sie nur tiefste Verachtung aus. Ich werde nie begreifen, warum man wehrlose Tiere töten muß. Die paar Bäume oder Sträucher, die sie anfressen, sind für mich kein Alibi, um sie zu töten. Borkenkäfer oder sonstiges Ungeziefer machen bestimmt mehr Schaden,
So endet eine schon schwere Woche mit einem noch traurigeren Ende.
Aber nichts des do trotz werden Bonnie und ich nach wie vor die Wälder durchstreifen.
Die Jäger jedoch, die werden bestimmt nicht mit Verständnis meinerseits rechnen können. Erst kürzlich erschossen sie einen Border Collie mit Schrot, als er sich einige Meter von seinen Herrchen entfernt hatte.
Dann ließen sie keine Hilfe zu und bedrohten Herrchen und Weibchen noch mit der Waffe. Die Anzeige gegen sie läuft. Mal sehen, was dabei rauskommt.
Für uns war der Tag jedenfalls gelaufen. Wir waren glücklich, überhaupt zu laufen und traurig, über das Erlebte.


02.12.2004
Heute war die Nacht o.k.  Ich konnte ruhig durchschlafen. Das war auch bitter nötig.


01.12.2004
Um 23:45 Uhr war mein letzter Einsatz. Zum Glück sind Bonnie und ich vorher noch die 3 km Runde gelaufen. Sonst wäre die Streak gerissen.
30.11.2004
Wie gestern. Ein Einsatz jagt den nächsten. Wieder nur 3 km geschafft. Wieder war es ein Kampf mit Schweini.