Wesergebirgsläufer
Neuauflage 2024

In Erinnerung an Rolf Kirsten

 

Am diesjährigen Schwarzwald Marathon nehmen zwei Langstrecken Läufer des ESV-Minden teil, Rainer Lohstroh und Rolf Kirsten. Rolf hatte gerade eine Woche vorher am Berlin Marathon teilgenommen und hat eine Woche davor den 10. Nürburgring Lauf absolviert. Das führte bei Rolf zu dem Entschluss, alle Läufe verhalten anzugehen. In Berlin hatte er eine kleine Kamera mitgenommen und auch am Schwarzwald wollte er ein paar Bilder von der Strecke und dem Lauf Geschehen machen. Das war 1987 noch nicht so einfach wie heute. 
Für mich sollte das zum Jahres Ausklang noch einmal ein richtig schöner Marathonlauf werden, ein Lauf, von dem Rolf seit seiner ersten Teilnahme 1986 so begeistert schwärmte.


Die Anreise:
Zusammen fuhren wir am 10.10.1987 mit der Bahn von Minden nach Donaueschingen im Schwarzwald.
Schon die Anreise war für mich ein Erlebnis. Wann bin ich mal Bahn gefahren und dann so eine lange, wunderschöne Strecke. Alleine das Stück von Offenbach nach Donaueschingen ist sehr eindrucksvoll, wo die Eisenbahn sich aus dem Kinzig Tal hinaufarbeitet in das Quellgebiet der Donau.


Gasthof "Hirschen"


Übernachtet haben wir dann im Gasthof „Hirschen“ in Donaueschingen.

Noch am Abend wanderten wir Beide zum ca. 3,5 km entfernten Bräunlingen, dem Start Ort des Schwarzwald Marathon.

Schon dabei konnten wir erkennen, dass dieser Teil des Schwarzwaldes durch relativ sanfte Hügel mit tief eingegrabenen Flusstälern geprägt ist. Während Donaueschingen am Quellfluss Brigach der Donau liegt, befindet sich Bräunlingen im Tal des zweiten Quellfluss Breg.


Tolle Fernsicht


Der Marathonlauf meidet die Flusstäler, wodurch es fast keine starken Steigungen gibt, dagegen aber lange Rampen aufweist.

In Bräunlingen schien am Tag vor dem Lauf niemand davon zu wissen, das am nächsten Tag der Marathon stattfindet. Es flutete der normale Autoverkehr, kein Straßenzug war abgesperrt. Nur an und in der Stadthalle sahen wir regen Betrieb.
Es herrschte eine Vergleichs weise ruhige Atmosphäre, also nicht der typische Lärm vor einem Stadtmarathon wie etwa in Berlin.


Stadt Tor


Am 11.10.1987 fuhren wir mit dem Taxi vom Gasthof aus nach Bräunlingen.
Schon beim Frühstück zeigte sich, dass noch viele andere Läufer hier im Gasthof übernachtet hatten. Mit einem älteren Läufer aus Kaiserslautern unterhielten wir uns angeregt und tauschten Erfahrungen über unsere Lauferfahrungen und Lauferlebnisse aus.


Start Bereich


Langsam trafen die Teilnehmer aus Nah und Fern in Bräunlingen ein.
Das gewohnte Treiben vor einemgroßen Volkslauf begann.
Unsere Rucksäcke und Taschen konnten wir in der Stadthalle zur Aufbewahrung abgeben.


Stadthalle Bräunlingen


Vorne links im gelben ESV Trikot bin ich zu sehen


Um 09:00 Uhr fiel der Startschuss zum 20. Schwarzwald Marathon.
Es geht zunächst durch den Ort Bräunlingen

Und dann über Wiesen und Felder in Richtung Westen nach Oberbränd.


Bei Oberbränd


Und ca. 3 km weiter bei Spitzwald


Verpflegungsstand im Wald


Bei Krähenbach


Verpflegungsstand bei km 30



Bis Kilometer 30 verläuft der Marathon fast nur im schützenden Wald auf typischen Feld- und Waldwegen.

Alle 5 km gibt es Getränke, meist Tee und Elektrolyt Getränke, sowie Wasser.
Bei Kilometer 20 und 40 stehen große Zeiger Uhren und zeigen die Zwischenzeiten an. Im Ziel läuft eine Digitaluhr mit Sekundenanzeige.
Für Rolf und auch für mich verlief der Lauf ohne Probleme. Natürlich verspürten wir zum Ende hin die Beine, die immer schwerer wurden, aber das ist ja nichts Neues.


Es sind jetzt noch ungefähr 6 km 


 

Nun beginnt die letzte Durststrecke bis nach Bräunlingen,

 

die über eine Teerstraße im offenen Gelände führt

 

 


noch ungefähr 1,5 km bis ins Ziel





Das Ziel ist erreicht. Auch ich komme noch unter vier Stunden ins Ziel. Die zweite Hälfte der ganzen Laufstrecke hatte so manchen Läufer die Zähne in ganzer Härte gezeigt. Gerade die letzten sieben Kilometer außerhalb des schützenden Waldes auf einer langgezogenen Straße beanspruchte die Willenskraft sehr stark.
Schön ist es dann aber nach Erreichen des Zieles, wenn alle Strapazen vorbei sind.
Der Wettergott hat es gut mit uns gemeint. Wir liefen in kurzer Hose und Trikot. Rolf blieb bis ca. Kilometer 37 an meiner Seite und fotografierte immer wieder die Landschaft und die Läufer.




Direkt nach dem Lauf fuhren wir mit dem Zug zurück nach Minden. Das war eine schöne Erholung und ließ den Tag in Ruhe ausklingen.
An der gesamten Veranstaltung konnten wir nichts bemängeln, der Veranstalter hat mit 20 Veranstaltungsjahren genug Erfahrung gesammelt, das alles wie am Schnürchen lief.
Verglichen mit einem Stadtmarathon bleibt der Aufwand in Bräunlingen bescheiden, aber optimal.
Wer das Geschrei und Getöse eines Stadtlaufes nicht mag, ist gut beraten, einmal am Schwarzwald Marathon teilzunehmen.




Wir Beide im Ziel in Davos nach 67 km 


Heute, am 28.03.2024 muss ich viel an Rolf denken. Er ist schon lange tot, aber in mir lebt er immer weiter. Er hat mit viel Begeisterung sein Wissen an mich weitergegeben und wir haben viele Laufreisen zusammen unternommen. Unter anderem sind wir sechs Mal in Davos beim Super Marathon gewesen und haben manchen 24 Stunden Lauf gemeinsam gemeistert. Es ist jetzt 37 Jahre her, wo ist nur die Zeit geblieben. Sind wir immer vor ihr weggelaufen? Ich weiß es bis heute nicht.
Vielen Dank, lieber Rolf. Wo immer du auch bist.